Die Betrachtung von Raumkulturen und Alltagsrealitäten der Raumproduktion nimmt einen anderen Weg als die normativen architektonischen und urbanistischen Diskurse. Sie wird zu einer allgemeineren Fragestellung, beschäftigt sich aber gleichzeitig mit ganz bestimmten eingebetteten schöpferischen Praktiken. Dadurch können die vertrauten Diskurse der Architektur und des Urbanismus erweitert und Möglichkeiten für die Erforschung von Alternativen und Mischformen der Praxis gefunden werden. Einige diese Praktiken haben das Potential für eine Zusammenarbeit, bei der oft die Grenzen zwischen scheinbar nicht zusammenhängenden Wissensbereichen verwischt werden.
Die Form der Zeitarbeit, Interventionen im Raum, die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen oder eine Lektüre der Europäischen Union werden zu einem Laboratorium für die Wiederankurbelung der Demokratie durch den Raum. Solche offensiven Ansätze führen zu Ausblicken in die Zukunft, die mit dem Mythos aufräumen, es seien hauptsächlich Architekten und Stadtplaner, die über die räumlichen Wirkkräfte gebieten. Architektur als praktischer Umgang mit dem Raum kennzeichnet eine dem Raum eigene Besonderheit, die bis in die Antike zurückreicht. Was einst als Aufgabe der Architekten betrachtet wurde, könnte heute als neue »Kultur des Raumes« beschrieben werden. Während früher ein Großteil der architektonischen Produktion vom Architekten als Einzelarbeiter stammte, beschäftigt sich jetzt eine wachsende Zahl von Praktikern und Theoretikern aktiv mit der Schaffung der Voraussetzungen für eine breitere Politik der Wahl von Standorten und der Berücksichtigung von situativen Bedingungen. Diese Praktiken mögen marginal erscheinen, aber sie haben konkrete Auswirkungen.weiterlesen