Thomas Heckendorn, der seiner Leserschaft – wie schon in zwei früheren Lyrikbänden – die kompakte Schreibweise römischer Inschriften zumutet, führt in seinen neuen Gedichten ein Selbstgespräch, das zugleich ein Gespräch mit dem Todesengel ist und auch mit einem Angelus Novus, der auf die Schrecken der Zeitgeschichte starrt. Auf seinem Teller sieht der Dichter das tot am Strand angeschwemmte Kind. Das Handy wird zum Persephone, Namensvetter der griechischen Unterweltgöttin. Züge sind Flüchtlingszüge und zugleich Atemzüge. – Ein moderner Totentanz.
Die komprimierte Form der Texte, in Grossbuchstaben, Versalien, ohne Abstand zwischen den Wörtern, zwingt zum langsamen Lesen und zum Mitdenken. Wer sich darauf einlässt, macht überraschende Entdeckungen, was Inhalt wie Sprache betrifft. Wer das ambivalente Ineinanderfliessen von Wörtern, Ausdrücken, Zeilen, Halbsätzen wahrnimmt, der Mehrdeutigkeit von Metaphern nachspürt, hat verblüffende Leseerlebnisse und kommt zu Einsichten.
Charlies Ball, der Erdball, verliert Luft. Das Echo des Dichters auf die Conditio humana und den heutigen Zustand unserer Welt hallt nach in aufmerksam Lesenden.
Zeichnungen von Isabella Looser begleiten das Nachsinnen während der Lektüre dieser Gedichte.weiterlesen