Das Theater von Oiniadai gehört zu jener Gruppe der antiken griechischen Theater, die trotz ihrer teilweise extrem fragmentarisch erhaltenen Bausubstanz sowohl ihre ursprüngliche (sog. vorhellenistische) als auch ihre spätere, nachträglich errichtete (hellenistische) Bauform deutlich erkennen lassen. Die Bedeutung dieses Befundes, der eine in vielen Details gesicherte Rekonstruktion der sog. vorhellenistischen wie der hellenistischen Anlage ermöglicht, liegt wohl darin, dass durch die Existenz sog. vorhellenistischer Skenenstrukturen der Übergang von der spätklassischen und vielleicht klassischen Bautradition und Theaterpraxis zur hellenistischen Bühnen- und Aufführungsform deutlicher erfasst werden kann.
Die Erfassung des Bauwerks erfolgte durch eine systematische Bauaufnahme und Beschreibung der vorhandenen Baureste in Grundriss-, Schnitt- und Detailzeichnungen und es werden spezifische Fragen zu formalen, typologischen und spielpraktischen Zusammenhängen beantwortet. Für die Datierung wurde die chronologische Abfolge erkennbarer baulicher Veränderungen ermittelt und auf die typologischen Erscheinungsformen sowie auf historische Ereignisse und die Ergebnisse der Inschriftenuntersuchung zurückgegriffen.
Bei der hier ebenfalls vorgelegten Studie zu den Inschriften des Theaters von Oiniadai handelt es sich um eine neue systematische Darstellung des vorhandenen epigraphischen Materials als unmittelbare Quelle zur Datierung des Theaters. Dabei werden nicht nur einzelne Aspekte der Inschriften stärker betont, sondern es wird vor allem umfassend deren Entstehungszeit sowie ihr politisches und historisches Umfeld diskutiert.weiterlesen