Nutzarchitektur, Repräsentationsbaukunst und Hydrotechnologie im Rahmen hellenistisch-römischer Wasserversorgung
Produktform: Buch
Am Nordrand der antiken Agora von Messene wurden die Reste eines Brunnenhauses freigelegt, welches zu den größten bislang bekannten öffentlichen Wasserversorgungsbauten Griechenlands zählt. Bei der Anlage handelt es sich um das von Pausanias bei seinem Besuch der Stadt erwähnte Brunnenhaus der Arsinoë, benannt nach der Mutter des Heilgottes Asklepios, dem in der Stadt ein monumentales Heiligtum geweiht war.
Aufgrund guter Voraussetzungen gelang es, den Bau in seinen wesentlichen Bauzonen und Nutzungsphasen sowie auch in seiner Bauordnung und aufgehenden Architektur zu rekonstruieren. Dabei erbrachten Untersuchungen den Nachweis, dass die Anlage einen Vorgängerbau mitbenutzt hat, der im ausgehenden 3. Jh. bzw. frühen 2. Jh. v. Chr. vor einer spätklassischen Terrassenmauer errichtet worden ist. Im mittleren 1. Jh. n. Chr. wurde der Bau im Rahmen einer inschriftlich nachgewiesenen Privatstiftung umfassend neugestaltet. Mit dieser Umgestaltung wird der ursprünglich als reiner Nutzbau konzipierte Vorgänger zu einem repräsentativen Monument, welches mit seiner neuartigen Inszenierung von Wasserspielen sowie der statuarischen Ausstattung einen explizit römischen Architekturgeschmack widerspiegelt. Eine solche Architektur-Metamorphose von ursprünglich funktionell bestimmten zu eher durch ihre Inszenierung wirkenden Gebäuden lässt sich im Zusammenhang mit der frühkaiserzeitlichen Bautätigkeit in Griechenland auch an anderen Orten, etwa in Korinth und Epidauros, belegen.
Nach den auch durch neuere Grabungen bestätigten Untersuchungen ist bereits der Vorgängerbau Teil einer umfassenden urbanistischen Stadtplanung gewesen, in deren Rahmen die Agora von Messene an ihrem Nordrand mit einem monumentalen Architekturriegel versehen wurde. Aber auch die durchgreifende Neugestaltung des Brunnenhauses in der frühen Kaiserzeit erfolgte im Zusammenhang mit einer städtebaulichen Neukonzeption, die an mehreren Stellen der Stadt ihren architektonischen Niederschlag gefunden hat.weiterlesen