"das dorff pagerem"
Die mittelalterliche Wüstung Pagram bei Frankfurt (Oder)
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Die Wüstung Pagram liegt im Land Lebus nur wenige Kilometer westlich der
Oderstadt Frankfurt. Erste Überreste der Siedlung wurden während des
Baus der Autobahn zwischen Berlin und Frankfurt in den 1930er Jahren
angeschnitten und dokumentiert. Die Autobahnerweiterung in den 1990er
Jahren machte neuerliche archäologische Untersuchungen notwendig. In
vier Grabungskampagnen legten zwischen 2003 und 2006 jeweils 15 bis 20
Studierende die Befunde und Funde von vier Hofstellen frei, weitere
Bereiche wurden durch eine Prospektion erfasst.
Ohne spezifische Fragestellung schien es wenig sinnvoll, weitere
Kampagnen seitens der Universität durchzuführen. Nützlich wäre eine
großflächige Prospektion des Geländes gewesen, um anschließend das
weitere Vorgehen zu planen. Da diese nicht absehbar war, wurden die
Grabungen von Seiten des Lehrstuhls der Humboldt-Universität beendet und
eine abschließende Publikation geplant. Bewusst wurde dabei in Kauf
genommen, dass einige Aspekte nicht umfassend bearbeitet werden konnten,
dazu zählt auch die Tatsache, dass die Eisenfunde noch nicht vom BLDAM
restauriert waren. Somit liegt mit dem Heft ein Zwischenergebnis vor,
dieses jedoch umfassend. Neben den Tätigkeiten im Rahmen der
Lehrgrabungen selbst gehört auch die erste Aufarbeitung der Befunde und
Funde (Keramik waschen, Inventarisierung, Anfertigung von Fotografien
und Zeichnungen, Erstellung eines Grabungsplanes, etc.) zur Ausbildung
der Studierenden. Da lag es nahe und entsprach dem Wunsch der
Grabungsteilnehmerinnen und -teilnehmer, auch die Publikation gemeinsam
in Angriff zu nehmen. In einer Übung im Wintersemester 2006/07 begann
das Projekt. Die Studierenden übernahmen einzeln oder in Gruppen die
Bearbeitung einzelne Fundgattungen oder Befunde. Die Komplexe der
älteren Grabungen wurden jeweils zum Vergleich herangezogen. Die
Studierenden recherchierten Parallelen, Datierungen, technologische
Aspekte und kulturhistorische Interpretationen, sie knüpften Kontakte
und diskutierten die Thematik mit Fachkollegen in Berlin und Brandenburg
- all jene Arbeiten, die zu einer wissenschaftlichen Bearbeitung und
Publikationsvorbereitung gehören. Anschließend wurden die Manuskripte
erstellt, gemeinsam diskutiert und korrigiert. So kann nun - nur 15
Monate nach der letzten Grabungskampagne des Lehrstuhls - ein Buch
präsentiert werden, in dem zu großen Teilen die studentischen
Ausgräberinnen und Ausgräber selbst die Auswertung vorgenommen haben.
Sie haben sich mit großem Einsatz und Engagement der Aufgabe einer
ersten wissenschaftlichen Publikation gestellt. Andere Kommilitonen
erstellten dankenswerterweise Zeichnungen, halfen bei spezifischen
EDV-Programmen oder gaben Anregungen zu weiteren archäologischen
Sachverhalten oder Literaturhinweisen. Das Buch mag in einigen Passagen
heterogen erscheinen, sowohl inhaltlich als auch bezüglich des Umfangs,
dies liegt an den unterschiedlichen Schwerpunkten, die sich die
Studierenden selbst setzten und die bewusst nicht verändert wurden. Da
einige Komplexe auf umfangreiche Untersuchungen Claudia Theunes
zurückgehen, erscheint sie als Autorin. Sie übernahm auch die Aufgabe,
die einleitenden Kapitel zu verfassen sowie eine allgemeine
kulturhistorische Einordnung Pagrams in den Kontext des
hochmittelalterlichen Landesausbaus im Lebuser Land
vorzunehmen.Freundlicherweise stellten alle Ausgrabungsleiter der
älteren Grabungen ihre Unterlagen großzügig zur Verfügung und erlaubten
die Veröffentlichung noch unpublizierter Grabungen. Im Frühsommer 2007
waren dann seitens des BLDAM wegen der Erneuerung einer Leitung noch
einmal Grabungen nötig, die die Hofstelle 4 und den Anger schnitten. Der
Vorbericht der Grabungsleiterin Anja Grothe (BLDAM, Ref.
Sonderprojekte/Großvorhaben) fand ebenfalls Aufnahme in die Publikation.
Auf diese Weise erhält der Leser einen aktuellen Überblick zu den
Forschungen der letzten 15 Jahre in der Dorfwüstung Pagram.Die
Untersuchungen in Pagram erfolgten in enger Kooperation zwischen dem
BLDAM und dem Lehrstuhl der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie stellen
ein gutes und gelungenes Beispiel für die notwendige Kommunikation
zwischen Denkmalpflege und Universität bei der praktischen Ausbildung
der Studierenden dar.weiterlesen
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