Dieses klassische Meditationsbuch überzeugt durch seine Einfachheit und Klarheit. Hans-Ulrich Rieker, der auf der Suche nach einem spirituellen Lehrer als Bettelmönch in Indien lebte, berücksichtigt bei seinen Ausführungen den abendländisch christlichen Hintergrund seiner Leser, der sich stark von dem eines buddhistisch geprägten Asiaten unterscheidet. Gerade das ist das Besondere an seinen Anleitungen zur Meditation.
Für den Europäer stellt sich zunächst die Frage, warum er sich eigentlich der Meditation widmen soll. Um den Blick nach innen zu richten, um Erfahrungen mit sich selbst zu sammeln, um keine vorhandenen Kräfte ungenutzt zu lassen, schreibt der Autor. „Meditation ist ein systematischer Weg in die klare Selbsterkenntnis, ein Erkennen der Sorgen der Welt als das Ergebnis eigener Mängel und nicht als uns beherrschende Katastrophe.“ Durch Meditation können wir zwar die Welt nicht ändern, wohl aber unsere Sicht der Welt.
Rieker gibt präzise Anweisungen, um vorbereitende Übungen zur Meditation im alltäglichen Leben durchzuführen, die zunächst erlauben, ein – verloren gegangenes – Körperbewusstsein wieder zu erlangen, zur inneren Ruhe zu finden und Kraft aus sich selbst zu schöpfen. Diese praktischen Übungen führen ganz automatisch zur eigentlichen Meditation, die dann auch bis in die sog. Versenkungszustände in wirklichkeitsnaher Weise erklärt wird. Jeder kann meditieren lernen, ohne dabei seiner herkömmlichen Religion abzuschwören. Er muss sich nicht zum Buddhismus bekennen. Der historische Buddha – Siddharta Gautama – hat jedoch als Einziger einen gangbaren praktischen Weg gelehrt, um mit Hilfe der Meditation ein glückliches Leben zu führen.
Der Autor betont, dass viele Religionen Meditation kennen, schildert aber auch die unterschiedlichen Praktiken und Erfahrungen der Meditation in Japan, Tibet und im christlichen Abendland. Indem er den praktischen Nutzen der Meditation im Leben hervorhebt, überlässt er stets dem Leser die Entscheidung, ob er diesen anderen Weg wählen will, um Meditation als „Quelle zur eigenen Freiheit“ zu nutzen.weiterlesen