Wenn es Gründe dafür gibt, dass eine Wirtschaft sich entwickelt und wächst, dann muss es auch Gründe dafür geben, dass sie dies nicht tut. Was sind das für Gründe und welche davon tragen zur Erklärung aktueller stagnativer Tendenzen in zahlreichen Ökonomien bei?
Hat sich das Klima des Wachstums und der Prosperität verflüchtigt? Stehen wir gar am Beginn einer säkularen Stagnation? Kommt "reifen" Wirtschaften die Dynamik abhanden? Sind stagnative Tendenzen Ausdruck sich kumulierender Umwelt- und Ressourcenprobleme? Ist der Strukturwandel weg von der Industrie, hin zu den Dienstleistungen verantwortlich? Welche Rolle spielen eine sich verstärkende Ungleichheit in der Einkommens- und Vermögensverteilung und die sich ergebende Schwemme an Ersparnissen? Finden diese Ersparnisse nur schwer rentable Anlage, weil Erfindungsgabe und Kreativität schwächeln? Was sind die Auswirkungen auf Gesellschaft, Kultur und Politik? Stehen wir an der Schwelle tiefgreifender und weitreichender ökonomischer und politischer Umwälzungen?
Der Essay gibt einen Überblick über bedeutende stagnationstheoretische Erklärungen seit dem Beginn systematischer ökonomischer Analyse im achtzehnten Jahrhundert bis in heutige Zeiten. Behandelt werden u.a. Beiträge klassischer, neoklassischer und keynesianischer Autoren sowie jene von Joseph A. Schumpeter und Thomas Piketty.
Es zeigt sich: Zum relativ frühzeitig bereits ansehnlich gefüllten Arsenal an stagnationstheoretischen Argumenten ist in jüngster Zeit wenig wirklich Neues hinzugekommen, aber so manches brauchbare Alte verloren gegangen. Geändert haben sich vor allem die Kombinationen der Argumente, der Stil und die als Beleg angeführte Empirie.
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