Das Haberfeldtreiben
Geschichte und Mythos eines Sittenrituals
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Das Haberfeldtreiben ist ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes Rügegericht im Bayerischen Oberland, das vor allem in der Gegend rund um den Tegernsee, Miesbach und Rosenheim ausgeübt wurde und dem oft Reiche oder Angehörige der Obrigkeit zum Opfer fielen, zumeist aber Frauen, die unverheiratet schwanger geworden waren. Dabei handelte es sich um ein nach mehr oder weniger festen Regeln ablaufendes Ritual, in dessen Verlauf den Beschuldigten in Versform ihre Verfehlungen vorgehalten wurden. In anderen Gegenden hatten Katzenmusiken oder Rappeln ähnliche rügegerichtliche Funktionen.
Anlass der Haberfeldtreiben waren Verstöße der Obrigkeit gegen das Recht, das Rechtsempfinden des Volkes, sowie Verstöße einzelner gegen Sitte und Moral. Die Teilnehmer, die Haberer, waren meist vermummt oder hatten geschwärzte Gesichter, damit sie von den Opfern nicht erkannt wurden, wenn sie sich um das Gehöft des Missetäters oft zu Hunderten versammelten und den Schuldigen ans Fenster oder an die Tür riefen. Haberer rekrutierten sich meist aus Bauern, Handwerkern und einfachen Arbeitern; sie führten meist Gewehre und verschiedene Lärminstrumente mit sich. Der Anführer, der so genannte „Haberfeldmeister“, war an zwei weißen Gockelfedern an seinem Hut zu erkennen.
Nach einer jahrzehntelangen Auseinandersetzung und anerkannten Veröffentlichungen des Autors mit diesem kulturhistorischen Thema zeigt das Buch den neuesten Stand seiner Forschungen, die deutlich machen, daß die Empfindung von Ungerechtigkeit, Aufbegehren gegen die Obrigkeit und auch Selbstjustiz nicht nur geschichtliche Phänomene sind, sondern auch eine große Aktualität besitzen, wie der auf der Grundlage eines Haberfeldtreibens fußende Protest von 650 Bauern gegen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft in Bayern vor der Staatskanzlei in München am 3. Juni 2009 zeigt.weiterlesen
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