Die Einführung der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) sowie der innovative Einsatz endoskopischer Maßnahmen (wie der perkutane Zugang zur Niere und die Ureterorenoskopie) haben die Harnsteinbehandlung in den letzten zwei Jahrzehnten revolutioniert. Dadurch gerieten neben den bisher gebräuchlichen operativen Methoden zur Harnsteinentfernung auch die konservativen Behandlungsmethoden (Metaphylaxe) aus dem Blickfeld. Für den objektiven Beobachter ist aber erkennbar, dass der rezidivierende Harnstein nach wie vor Ausdruck einer nicht allein durch Entfernung bzw. Zertrümmerung zu behandelnden Erkrankung ist, sondern auch die Berücksichtigung der pathogenetischen Faktoren und deren Therapie notwendig macht.
Die Pathogenese der Harnsteinbildung ist zwar bis heute nicht geklärt (Biomineralisation), aber es sind mittlerweile wichtige Steinbildungsfaktoren bekannt, die auch therapeutisch eine Rolle spielen. Das Harnsteinbehandlungskonzept muss daher neben der Anwendung moderner Steinentfernungsmethoden auch die wissenschaftlich fundierten Grundsätze der konservativen Therapie (Metaphylaxe) enthalten. Die Residual- und Rezidivsteinrate sowie die Komplikationen der modernen Methoden zur Harnsteinentfernung und die Gefahr ihrer unkritischen beliebigen Wiederholung unterstreichen unsere schon früher geäußerte Ansicht, dass bei der Behandlung der Harnsteinerkrankung ein umfassendes Konzept anzustreben ist. In diesem Buch werden die Historie, die Epidemiologie und ihre klinische Bedeutung (u. a. Studiendaten) sowie die Pathogenese dargestellt. Im Mittelpunkt stehen die Klinik (Symptomatik und Diagnostik) sowie die umfassende Therapie der Harnsteinerkrankung. Ein Anhang enthält klinische Tests, Labordiagnostik, Methoden der Harnsteinanalyse und Tabellen zur Diätetik. Größten Wert haben wir auf Verständlichkeit und praktische Anwendbarkeit des Buches gelegt, um neben dem Fachurologen auch den in Weiterbildung befindlichen jüngeren Kollegen, Ärzten benachbarter Fachgebiete und nicht zuletzt den Apothekern (wichtige Beratungsfunktion!) den Zugang zu den teilweise komplexen Zusammenhängen zu erleichtern.weiterlesen