Freundschaften, partnerschaftliche Verstrickungen, Eltern-Kind-Verhältnisse: In Anna M. Kempes großformatigen Aquarellen geht es um Momente der Nähe und des Konflikts. Der Blick richtet sich auf die Fürsorge einander zugewandter Menschen.
Mit den Krebstoden beider Eltern begann Anna M. Kempe eine intensive Auseinandersetzung mit ihrer Familiengeschichte – eine Retrospektive auch auf das eigene Werden als Person. Zusammen mit ihrer Schwester recherchierte sie über ihren Urgroßvater, der 1933 im KZ Hohnstein inhaftiert war und später in die SED eintrat.
Die Eltern durften in der DDR nicht studieren und wurden beide Töpfer:innen. Der erste Griff in den Ton macht sich vertraut mit dem formbaren Material. Man drückt ihn mit der Hand aus der Faust. Die Faust ist Sinnbild für eine Gefühlsregung zwischen Widerstand und Wut. Je weniger Material die verbliebene Lücke füllt desto größer ist die Anspannung.
In solcher Anspannung „schreibt“ sich Biografie. „Das Innere der Faust“ schneidet Erinnerungsfragmente mit. Geschichten heften sich an Erbstücke. Sie begleiten eine mündliche Überlieferung, die bei jeder Übertragung neuer Übersetzungen, Anverwandlungen bedarf.weiterlesen