Das Memorialbuch der Ältestenbank der Großen Gilde zu Riga 1677-1702
Produktform: Buch
Die hier in Buchform vorliegende kommentierte Edition eines Protokollbuchs der Ältestenbank der Großen Gilde Rigas erlaubt Einblicke in die Funktionsweise einer frühneuzeitlichen Gilde. Sie zeigt die internen Machtstrukturen und die sozial-hierarchische Gliederung dieses berufsgenossenschaftlichen Zusammenschlusses der Kaufleute ebenso auf wie interne Machtkämpfe. Insbesondere Georg Plönnies und Gerd Grön gerieten wegen ihrer Politik ständig in Konflikte, stiegen aber dennoch zum Ältermann bzw. Ältesten auf. Die Vergabe von karitativen Ämtern durch die Gilde spiegelt ihren sozialen Status in der Stadt wieder. Von besonderer Bedeutung war den Gildemitgliedern die Abhaltung des Fastnachtsfestes, das sowohl für die Große Gilde wie auch für die Stadt Riga insgesamt der Höhepunkt des gesellschaftlichen und politischen Jahres war. Die Bürger hatten im Rahmen des Fastnachtsfestes die Gelegenheit, kollektive Beschwerdekataloge, sogenannte Gravamina, an den Rat zu richten und konnten auf diese Weise Einfluss auf die innenpolitische Agenda der Stadt Riga nehmen.
Neben den internen Angelegenheiten der Gilde werden daher in dem edierten Protokollbuch die interessanten politischen und gesellschaftlichen Strukturen Rigas sichtbar, das Ende des 17. Jahrhunderts mit ca. 20.000 Einwohnern zwar die größte Stadt im schwedischen Reich war, aber in Lettland liegt und politisch von einer deutschen Oberschicht geleitet wurde. Es wird deutlich, dass in Riga bei wichtigen politischen Entscheidungen alle Bürger ein Mitspracherecht hatten. Weitere Themen waren unter anderem die Einführung einer Darlehensbank und ein Barackenbau für die Garnison.weiterlesen