Als einer der langsam rar werdenden Zeugen der Nachkriegszeit
will ich die Jahre von 1945-1951 mit Menschen
und Begebenheit wiederbeleben, die nirgends als in meinem
Gedächtnis gespeichert sind. Die Nachgeborenen
mögen noch so sorgsam recherchieren, ohne eigene Anschauung
werden sie die Welt von damals nicht erfassen,
wie einer der dabei war.
Eigentlich bin ich ein alter Mann, seit bald 60 Jahren
verheiratet, ein vierfacher Vater und zehnfacher Großvater,
einer, der seinen Lebensabend nach Kräften genießt.
Doch das bin ich nur zeitweise. Je älter ich werde, um so
öfter gleitet meine Erinnerung in die farbige Welt meiner
Kindheit zurück. Ich bin der Junge, der mit jeder Blechbüchse
Fußball spielt, der winters vom Eisgang der Fulda
fasziniert ist und sich im Sommer den Fluss hinab treiben
lässt, der den Hunger kennt und die Lust, ein Schmalzbrot
zu essen, der den Schachweltmeister Bogoljubow und den
Boxeuropameister Hein ten Hoff bewundert und dessen
literarische Helden Winnetou, Old Shatterhand und Nick
Knatterton heißen, der----
Ich versichere, dass ich nach bestem Wissen und Gewissen
die reine Wahrheit sagen werde. Im Übrigen war die
Nachkriegszeit wirklich schön. Ich hätte zu keiner anderen
Zeit Kind sein mögen.weiterlesen