Das Deutsche Reich bestand während des Zweiten Weltkrieges aus insgesamt siebzehn Wehrkreisen. In diesen militärischen Verwaltungseinheiten wurden zum Zwecke der Kriegsgefangenenbetreuung und -bewachung u.a. Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager (Stalag) eingerichtet. Das Stalag XI A in Altengrabow war von 1939 bis 1945 eines der größten Lager in Mitteldeutschland. Auf unfruchtbarem Boden im Jerichower Land angelegt, sollte es sich während des Krieges zu einem bedeutenden Arbeitskräftereservoir für große Teile der preußischen Provinz Sachsen entwickeln. Die vom Oberkommando der Wehrmacht in das Deutsche Reich transportierten Kriegsgefangenen wurden in den Stammlagern registriert, medizinisch betreut und danach in „Arbeitskommandos“ verlegt. Der „Arbeitseinsatz“ erfolgte vorrangig in der Landwirtschaft. Der Kriegsverlauf und die Gefangennahme hatten zur Folge, dass im Stalag XI A durchschnittlich 35.000 bis 40.000 Kriegsgefangene aus mehr als zehn Nationen registriert waren. Mit der vorliegenden Untersuchung ist die Geschichte des Ortes „Stalag XI A Altengrabow“ erstmals wissenschaftlich und unter Berücksichtigung zahlreicher Quellengattungen beschrieben worden. Der Autor recherchierte in polnischen, russischen und deutschen Archiven. Neben neuen Erkenntnissen zum Lager (Versorgung, Betreuung), konnten wesentliche Aspekte der regionalen Kriegsgefangenenpolitik ausgewertet werden. Mit der Ankunft der ersten sowjetischen Kriegsgefangenen wurde deren Lagerabschnitt zu einem rechtsfreien Raum. Mindestens 3.229 sowjetische Kriegsgefangene sind im Stalag XI A umgekommen. Ihr Einsatz, die Behandlung im Lager und in den Arbeitskommandos ist für das Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalts erstmals intensiv erforscht und diskutiert worden.weiterlesen