1. Der Komplex des Mystikers: Die Geschlechtlichkeit
Was ist das im Verhältnis zu beiden Geschlechtern das gleicherweise Allgemeine? Es ist die Geschlechtlichkeit selber, die ergiebigste Quelle sowohl der Neurose überhaupt, als auch aller höheren geistigen Werte. Der letztere Zusatz ist wichtig. Denn da in der jenseitig-erweckten Art eine offene Geschlechtlichkeit zu sehen offenbar sinnlos wäre, so muss es sich hier um eine besonders verwandelte und verborgene Geschlechtlichkeit handeln. Diese Wandlung behauptet die Neurosenlehre mit den Begriffen den Verdrän-gung und der Sublimierung im Rahmen der Introversion. Diese Introversion ist ein lateinischer Begriff, der Innenwendung bedeutet. Nach C. G. Jung ist sie eine Einstel-lung des Bewusstseins, bei der die psychische Energie auf die eigene Innenwelt gerichtet ist. Der introvertierte Mensch ist verschlossen und liebt die Zurückgezogenheit und er ist wenig anpassungsfähig. Auf diese Begriffe gestützt, nähern wir uns der entscheidenden Fassung, in der das Problem der religiösen Hysterie sich darbietet, in Gestalt des Satzes: dass die Religion eine Umwandlung der Geschlechtlichkeit sei.weiterlesen