Das Verborgene sichtbar machen. Die virtuelle Rekonstruktion der Klosterbibliothek Lorsch
Produktform: Buch / Geheftet
Überall in den Schreibwerkstätten/Skriptorien und Werkstätten der großen Klöster begann man im frühen 9. Jahrhundert, alles verfügbare Wissen systematisch zu sammeln, auf- und abzuschreiben und es von Kloster zu Kloster weiterzuverbreiten. Die Lorscher Bibliothek wurde in diesem Zusammenhang zu einem der herausragenden Orte, an dem die Kenntnisse und das Wissen der Antike, wie etwa das Werk des berühmten römischen Dichters Vergil, bewahrt und der Nachwelt überliefert wurden. Die Lorscher Bibliothek wirkte quasi als Transmissionsriemen für das Wissen der Antike in das Mittelalter. Bibliothek und Archiv des Klosters Lorsch bargen zahlreiche bedeutende Schätze. Mehr als 1.150 Orte können ihre erste urkundliche Erwähnung auf den sogenannten Lorscher Codex zurückführen. Akribisch haben die Benediktinermönche über Jahrhunderte alle Schenkungen an das Reichskloster notiert und so die ersten umfassenden Aufzeichnungen zu den Orten und Gemeinden geschaffen, die sich geographisch vom Bodensee bis an die Rheinmündung erstrecken. So weit reichte der Grundbesitz von Lorsch.
Besucht man jedoch das heutige Lorsch, so ist man sehr überrascht: Keine wirkmächtigen großen Bauten, keine weitläufigen Gebäude zeugen mehr von der Macht und der Bedeutung dieser einst so mächtigen Abtei. Klein und wenig bedeutend scheint der Platz der Klosteranlage zu sein. Forscht man nach, findet man aber schnell heraus, dass die einstmals so bedeutende Bibliothek heute über die ganze Welt verstreut ist. Nachdem die Lorscher Büchersammlung wie das gesamte Kloster Mitte des 16. Jahrhunderts durch den pfälzischen Kurfürsten Ottheinrich aufgelöst worden war, ging die eine Hälfte ihrer kostbaren Bücher in die damals wohl berühmteste Bibliothek nördlich der Alpen, die Heidelberger Bibliotheca Palatina, ein. Deren wechselhaftes Schicksal, ihre Überführung nach Rom in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, sorgte dafür, dass die Vatikanische Bibliothek heute etwa die Hälfte der ehemaligen Lorscher Bibliothek beheimatet. Die zweite Hälfte der heute noch existierenden 330 Manuskripte und Fragmente verteilen sich auf fast 70 Bibliotheken in 13 Ländern.
Die historisch enge Verbindung zwischen dem Kloster Lorsch und der Bibliotheca Palatina, als deren Nachfolger sich die heutige Heidelberger Universitätsbibliothek versteht, war eine der beiden Voraussetzungen für ein wissenschaftlich wie organisatorisch überaus ehrgeiziges Projekt: die virtuelle Rekonstruktion der Klosterbibliothek Lorsch und ihre Präsentation im Internet. Die zweite Voraussetzung war und ist die besondere Expertise der Universitätsbibliothek bei der Digitalisierung wertvollster mittelalterlicher Manuskripte. Sie hat in den vergangenen zwölf Jahren ein Digitalisierungszentrum aufgebaut, das in Bezug auf seine apparative Ausstattung und in der Entwicklung der notwendigen Software-Programme Maßstäbe gesetzt hat. Davon zeugen die vielgenutzten elektronischen Angebote der Heidelberger Universitätsbibliothek (vgl. http://hd-historische-bestaende-digital.uni-hd.de).
Das erklärte Ziel dieses Unternehmens, das die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen und die Universitätsbibliothek seit 2010 gemeinsam betreiben und Ende 2013 abschließen wollen, ist es, die zerstreuten Bestände der Lorscher Bibliothek im Internet zusammenzuführen und damit völlig neue Forschungsmöglichkeiten zu schaffen. Denn nur sehr wenige Wissenschaftler waren bisher in der Lage, die weltweit zerstreuten ehemaligen Lorscher Codices aufzusuchen und zu analysieren. Dabei bündelt sich auf ihren ca. 70.000 Seiten quasi das komplette Wissen des karolingischen Europa wie in einem Brennglas.
Die Broschüre, die Sie, liebe Leserin, und Sie, lieber Leser, hier in Ihren Händen halten, ist eine Einladung zu einer Begegnung mit der Weltkulturerbestätte Lorsch und zu einem Besuch auf unserer Projekt-Webseite: http://www.bibliotheca-laureshamensis-digital.deweiterlesen
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