Oder: Papst Gregor I. und Madonna, die Göttin der Liebe, suchen Jean Baudrillard, ihren Verführer
Produktform: Buch
Am 6. März 2008 jährte sich der Todestag des bedeutenden Philosophen, Soziologen und Medientheoretikers Jean Baudrillard zum ersten Mal. Hans-Joachim Heßler – Autor der 'Philosophie der postmodernen Musik' – nahm den Tod Baudrillards zum Anlass, die Auswirkungen der Theoriebildung dieses wohl wichtigsten Vertreters der Posthistoire auf die Musik in Ästhetik und Wissenschaft einmal genauer zu betrachten. Im Kontext der Musikwissenschaften setzte er sich dabei erstmalig mit einem Phänomen auseinander, das in der Kunstwissenschaft etwa mit Blick auf Andy Warhol schon seit Jahrzehnten diskutiert wird: das Verschwinden der Kunst. Liegt es nicht auf der Hand, dass, wenn die Kunst in der Überfülle der Kunstprodukte, die unsere digitale Welt hervorbringt, verschwindet, simultan auch die 'Ton'-Kunst durch die Transästhetik des 'Immer-und-überall-erklingt-Musik' verschüttet wird?
Zum Inhalt: Nach einer Darstellung der Baudrillard’schen Theorie von den Ordnungen der Simulakra, findet dieses Gedankengebäude auf wesentliche Stationen der Musikgeschichte Anwendung: in Bezug auf das monochrome Zeitalter am Beispiel der Gregorianik und der berühmten Bulle 'Docta sanctorum patrum' Johannes XXII; mit Blick auf das Zeitalter der Imitation anhand von Mozarts Kompositionen für verschiedene Musikautomaten; für das Zeitalter der Produktion mit Hilfe von Saties 'Vexations' im Sinne 'gequälter' Reproduktionen; im Kontext des Zeitalters der Simulation durch die genauere Betrachtung von Varèses 'Poème Electronique' sowie Boulez’ 'Structures'. Stellvertretend für das heutige fraktale bzw. digitale Zeitalter erfolgt ein Vergleich der Monroe-Reproduktionen von Warhol und Madonna ('Material Girl'). Den Abschluss bildet die von Baudrillard vorgeschlagene Lösungs-Strategie des 'Trompe l’Œil', welches seiner Ansicht nach mittels der Illusion einer simulierten Realität entgegenzutreten in der Lage war und ist.weiterlesen