Das Volk sitzt zu Gericht
Österreichische Justiz und NS-Verbrechen am Beispiel der Engerau-Prozesse 1945-1954
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Im August 1945 fand der erste Prozess des Volksgerichts Wien gegen vier Wiener SA-Männer wegen Verbrechen an ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern, die beim so genannten Südostwallbau im Lager Engerau (heute Petrzalka/Bratislava) Sklavenarbeit in Form von Schanzarbeiten leisten mussten, statt. Bis zur Evakuierung des Lagers vor der heranrückenden sowjetischen Armee Ende März 1945 kamen hunderte ungarische Juden aufgrund der mangelnden hygienischen Bedingungen und Misshandlungen ums Leben oder wurden von der österreichischen Wachmannschaft ermordet. Mehr als hundert Personen mussten auf dem "Todesmarsch" von Engerau und weiter auf dem Schiffstransport in das KZ Mauthausen ihr Leben lassen.
Zwischen August 1945 und Juli 1954 ermittelte das Landesgericht Wien als Volksgericht gegen mehr als 70 der für die Verbrechen verantwortlichen österreichischen SA-Männer und politischen Leiter. Diese "sechs Engerau-Prozesse" sind die einzigen Verfahren, die sich über fast den gesamten Zeitraum der österreichischen Volksgerichtsbarkeit erstreckten.
Auf Grundlage von mehr als 8.000 Seiten Gerichtsdokumenten stellt das Buch die Geschichte der Engerau-Prozesse sowie ihre Hintergründe erstmals ausführlich dar. Die Autorin entreißt auch die unzähligen Opfer der Vergessenheit, die stellvertretend für tausende ungarische Juden und Jüdinnen stehen, die zu Kriegsende in Österreich umkommen mussten und deren Schicksal vielfach noch auf eine Aufarbeitung wartet.
Für das Manuskript dieses Buches erhielt die Autorin den Herbert-Steiner-Preis 2004, sowie für die Arbeiten am Kapitel "Der 1. Engerau-Prozess im August 1945: Exzesstäter I" den Theodor-Körner-Preis 2004.
Die Autorin:
Mag.a Dr.in Claudia Kuretsidis-Haider, geb. 1965; Studium der Geschichte und Geografie (Lehramt). Seit 1993 Mitarbeiterin des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes. Seit 1998 gemeinsam mit Winfried R. Garscha Leiterin der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz. Forschungsschwerpunkte: Ahndung von NS-Verbrechen in Österreich nach 1945 und im europäischen Kontext, Vergangenheitspolitik in Österreich sowie Widerstand und Verfolgung in der NS-Zeitweiterlesen
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