Das Wesen [in] der Kunst
Doku der Ausstellungen des 4-Jahresprojekts des Vereins KULM (2019–2022) „7 x 7 Werkdokumentationen bildender Künstler/innen“ samt theoretischen Texten zum Thema
Produktform: Buch (sonst.)
[Beteiligte bildende Künstler/innen: Peter Angerer, Franz Bauer, Hubert Brandstätter, Anita Buchgraber, Helga Chibidziura, Cornelia Dorfer, Gudrun Eggenreich, Barbara Ehrenreich, Gertraud Enzinger, Lena Feitl, Josef Flois, Richard Frankenberger, Josef Fürpaß, Elisabeth Gschiel, Christine Guttmann, Klaus-Dieter Hartl, Lotte Hubmann, Harald Hund, Hans Jandl, Julia Kastler, Agnes Christine Katschner, Sylvia Knaus, Michaela Knittelfelder-Lang, Walter Köstenbauer, Franz Krammer, Renate Krammer, Walter Kratner, Sandra Lazanyi, Evi Leuchtgelb, Erwin Stefanie Posarnig, Christian Prünster, Andrea Sadjak, Barbara Schmid, Petra Kickenweitz, Noah Layr, Richard Ludersdorfer, Nina Markart, Eva-Maria Raab, Gerhard Raab, Gertraud Ranegger, Gottfried Ranegger, Klaus Schafler / Katrin Lea Tag, Elisabeth Schafzahl, Erwin Schwentner, Marina Stiegler, Christian Strassegger, Klaus Wanker, Susanne Wechtitsch, Philipp Wegan.
Beteiligte Personen bei Performances: Selena-Maria Ranegger, Gertraud Ranegger-Strempfl, Heidrun Hermann (6. Juli 2019) / Elfriede Scharf, Richard Ludersdorfer (12. Oktober 2019) / Andrea Sadjak (13. September 2020) / Elfriede Scharf (24. Oktober 2020) / Norbert und Selena-Maria Galler, Gertraud Ranegger-Strempfl (12. Juni 2021) / Selena-Maria Galler, Gertraud Ranegger, Diana und Ariane Ranegger (25. September 2021) / Elfriede Scharf, Richard Ludersdorfer (2. Juli 2022) / Selena-Maria Galler, Gertraud Ranegger-Strempfl (10. September 2022).]
Der Kulturverein KULM hat in den letzten vier Jahren das Wesen in der Kunst untersucht. Über die Jahresschwerpunkte Mensch, Tier, Pflanze und Mikroorganismus hat er nicht nur eine inhaltliche Ausrichtung vorgegeben, sondern sich programmatisch aus vier verschiedenen Perspektiven dem Wesentlichen in der Kunst angenähert. Es ging ihm also nicht nur um die Darstellung und Wirkungsweise unterschiedlicher lebender Organismen in der Kunst der Gegenwart, sondern darüber vermittelt um die Eigenart, um das Grundlegende der Kunst.
Das Substantiv „Wesen“ leitet sich etymologisch vom althochdeutschen Verb „wesan“ ab und bedeutet schlicht und einfach „sein“. Darin inbegriffen sind die Wortbedeutungen „existieren“, „verweilen“ und „geschehen“. Es geht also um die Existenz der Kunst, den Ort, an dem sie verweilen kann und zugleich um das Ereignishafte, wo und wann sie geschehen darf. Da der Kulturverein KULM in seiner Geschichte schon mehrmals mit seiner Delogierung aus dem legendären Kulturstock 3 konfrontiert war, kommt darin wesentlich die Frage der Existenzberechtigung zeitgenössischer Kunst abseits städtischer Zentren zum Ausdruck. Paradoxerweise war zeitgenössische Kunst noch nie so medial präsent wie in den letzten drei Jahrzehnten, denn geradezu monatlich vernimmt man neue Auktionsrekorde, liest von neuen Biennalen und Initiativen, sieht Bilder spektakulärer Kunstwerke oder hört von neuen Museumsbauten. Sehr oft wird der Wert der Kunst in diesen Berichten finanziell bemessen. Doch dem Kulturverein KULM ging es in seiner Ausstellungsreihe nicht um den Morast der Kapitalisierung der Kunst, sondern um jene grundlegenden Fragen, die seit dem Tod von Joseph Beuys 1986 so gut wie nicht mehr gestellt werden: Wozu brauchen wir die Kunst? Und, was eigentlich will die Kunst?
[…] Künstler*innen geben selten Antworten, stellen aber mitunter die richtigen Fragen. Sie wissen auch nicht immer, was sie tun, aber wie schon Edgar Degas vor mehr als einem Jahrhundert proklamiert hat: „Art is not what you see, but what you make others see.“ Es gibt eine Komplizenschaft zwischen Künstler*innen und Betrachter*innen, da erst letztere im Sinne von Umberto Ecos Paradigma vom „offenen Kunstwerk“ die jeweilige Arbeit weiterdenken und fertigstellen. Es bedarf daher einer Öffentlichkeit für die Kunst, um ihre Wirksamkeit zu entfalten. Es braucht daher Einrichtungen wie den Kulturverein KULM, um die Welt neu zu denken.
(, „Das Wesen [in] der Kunst“)
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