Politik und Ökonomie bei Friedrich Hayes und Karl Polanyi
Produktform: Buch
Die akademische Debatte rund um den Antagonismus „Hayek versus Polanyi“ konzentriert sich primär auf die Kritik neoliberaler Politik. Das aktuelle marktliberale Politikmuster à la Hayek wird durch polanyische Argumente in Frage gestellt. Im Zentrum der Debatte stehen die katastrophalen sozialpolitischen Konsequenzen der Marktideologie: u.a. globale Armut, soziale Ungleichheit, politische Instabilität, Demokratieverlust, Aufstieg des Rechtspopulismus sowie die Zerstörung
des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der Natur. Anhand Polanyis Theorie der Einbettung der Ökonomie in die Gesellschaft werden staatliche Maßnahmen zur Regulierung entfesselter Märkte gefordert. Polanyi wird im Gegensatz zu Hayek als Verfechter einer regulierten Marktwirtschaft verstanden.
In dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, über diese gängige Interpretation hinauszugehen. Es wird gezeigt, dass der relevante Unterschied zwischen den Sozialphilosophien Hayeks und Polanyis nicht nur auf einer wirtschafts-, sondern auf einer moralpolitischen Ebene zu finden ist. Die Möglichkeit der Freiheit unter der Bedingung einer komplexen Gesellschaft steht hier auf dem Spiel. Hayek glaubt, dass der Markt die notwendige Bedingung der Eigenverantwortung und somit der individuellen Freiheit ist. Im Gegensatz dazu argumentiert Polanyi, dass die Übernahme individueller Teilverantwortung
für die gesellschaftlichen Konsequenzen des eigenen Handelns durch das unübersichtliche Marktgeschehen erschwert wird. Sozialphänomene wie Armut, Arbeitslosigkeit, ökonomische und ökologische Krisen sind unter der Voraussetzung des Marktes niemandes Verantwortung. Ist die Übernahme individueller sowie sozialer Verantwortung nicht möglich, dann ist Freiheit ein leeres Wort. Die hayekianische Marktordnung stellt darum eine Dystopie dar, da sie die Sphäre individueller und politischer Verantwortung beschränkt und somit die Grundlagen der Moral und der Demokratie gefährdet.
Polanyis Auseinandersetzung mit dem Freiheitsbegriff und dem Übersichtsprinzip wird anhand der Frühschriften des Autors, die bis jetzt nur eine Nebenrolle in der Rezeption Polanyis spielen, dargestellt.weiterlesen