Am 7. Mai 1942 versuchte eine Gruppe älterer Frauen, bei Hohenems in die Schweiz zu fliehen. Bei diesem Fluchtversuch wurden die Kunsthistorikerin und Dichterin Gertrud Kantorowicz, Paula Hammerschlag sowie zwei weitere Frauen festgenommen. Paula Hammerschlag, die Schwester der Philosophin Margarete Susman, nahm sich noch während der Einvernahme in Hohenems das Leben. Gertrud Kantorowicz, die mit Margarete Susman über Jahrzehnte befreundet war, wurde nach Theresienstadt deportiert, wo sie im April 1945, wenige Tage vor der Befreiung des Konzentrationslagers, starb.
"Der abgerissene Dialog", ein Band, der aus einer Veranstaltung des Jüdischen Museums Hohenems hervorging, nimmt dieses Ereignis zum Anlass, sich mit der missglückten Flucht der Frauen und insbesondere mit der intellektuellen und persönlichen Beziehung zwischen Gertrud Kantorowicz und Margarete Susman auseinandernzusetzen. So skizieren Angela Rammstedt, Ingeborg Nordmann und Barbara Hahn in ihren Beiträgen die historischen Umstände und den Dialog zwischen den beiden Intellektuellen Susman und Kantorowicz. Gedichte beider Frauen, historische Fotografien, ein Interview mit dem Fluchthelfer Jakob Spirig und die Dokumentation einer Performance der Schweizer Künstlerin Victorine Müller ergänzen diese interessenten Ausführungen, und runden "Der abgerissene Dialog" zu einem spannenden, lesenswerten und fesselnden Buch ab, das zwei große Frauen des vergangenen Jahrhunderts in den Mittelpunkt rückt.
Aus dem Inhalt:
Flucht vor der 'Evakuierung': Das Scheitern der Damen Kantorowicz, Hammerschlag und Winter
Zeichen der Nähe und Distanz bei Gertrud Kantorowicz und Margarete Susman
Freundschaft und Fremdheit: Margarete Susman im Dialog mit Gertrud Kantorowicz
Umrisse einer intellektuellen Beziehung: Margarete Susman und Gertrud Kantorowiczweiterlesen