Adoleszenz, verstanden als die turbulente, zweifelnde, aufrührerische Identitätssuche von Jugendlichen, ist eine Herausforderung für die Gesellschaften, in denen sich die jeweiligen Jugendlichen bewegen. Wie wurde das Phänomen der Adoleszenz in der DDR verhandelt? Welche Rolle spielten die verschiedenen gesellschaftlichen Akteure bei der Gestaltung – oder auch beim Versuch der Unterdrückung – von Adoleszenz in der DDR? Gab es so etwas wie eine DDR-spezifische Adoleszenz? Inwiefern war die Art, wie in der DDR mit jugendlicher Adoleszenz umgegangen wurde, möglicherweise mitverantwortlich für die geschichtliche Entwicklung und schließlich für das Ende der DDR?
Die vorliegende Arbeit nähert sich diesen Fragen. Zwei Thesen bilden dabei den Ausgangspunkt. Erstens: Adoleszenz ist keine entwicklungsbiologische Selbstverständlichkeit. Adoleszenz ist vielmehr ein diskursiv erzeugtes Konstrukt, für dessen Entstehung eine moderne Gesellschaft die Voraussetzung ist. Zweitens: Konstitutiv für die ‚Erfindung‘ und Gestaltung von Adoleszenz sind seit jeher die erzählenden Künste.
In der umfangreichen Begründung und Verknüpfung dieser beiden Thesen liefert die Arbeit neue Anregungen sowohl zur allgemeinen Geschichte der Adoleszenz und ihrer Erzählungen als auch zum Verständnis der DDR als modernem Staat sowie zur Funktion des kulturellen Feldes in der DDR.
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