Seine eigene Jugend lässt Péladan hier aufleuchten. Samas, ein engelhafter Knabe, hat das Glück, in einer Familie aufgewachsen zu sein, die volles Verständnis für seine Eigenart entgegenbrachte und ein Fundament an dichterischer und künstlerischer Tradition mit auf den Weg gab. Auch im Gymnasium erkennt man bald die erstaunliche Begabung und den Scharfsinn des Epheben und lässt ihn gewähren, ganz im Sinne des humanistischen Erziehungsauftrags.
Außergewöhnlich bewusst erlebt Samas hier den androgynen Zustand seiner Jungfräulichkeit. Die belebende Wirkung dieser Anziehungskraft auf seine Mitschüler genießt er und beschließt, aus seiner Enthaltsamkeit möglichst lange Kraft zu schöpfen. Dafür verlässt er sogar das Internat zugunsten eines privaten Zimmers in Schulnähe. Avignons Kultur und die Schule bieten vorerst ein Leben, ausgefüllt mit Aktivität und tiefem Studium. Vorerst, denn dann gibt es da noch Stella …
Sie erscheint am Fenster des Nachbarhauses und wird zum ebenbürtigen weiblichen Gegenüber. Ihr gelingt es, Samas für ein zartes, rein ästhetisches, aber sich vorsichtig steigerndes Stelldichein von Fenster zu Fenster zu erwärmen. Dabei lauern unvermeidliche Wandlungsprozesse, die nach und nach tiefer ins Leben verwickeln.
Péladan spricht sich gegen den Materialismus und Atheismus seiner Zeit aus und glaubt tief an ein Menschsein, das veredelt werden kann. Das gelingt ihm mit geistreicher Sprache, die voller Gleichnisse und voll Lebensweisheit erzählt.weiterlesen