Der Ayurveda im Westen, Band 1
Historische Vereinnahmung und gegenseitige Befruchtung
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Seit Jahrtausenden gehören Gewürze und Heilmitel zu den Handelswaren, die auf Land- und Seewegen
von verschiedenen Völkern und Kulturen ausgetauscht und somit auch vereinnahmt wurden.
Über Jahrhunderte bestanden intensive Handelsbeziehungen zu Wasser zwischen der bereits hoch
entwickelten Induskultur (2600–1900 v. Chr.) und der sumerischen Kultur. Zeitgleich existierte die
Minoische Kultur, die älteste Hochkultur Europas. Diese Zeit dürfte die Wiege eines ersten Kontaktes
unter verschiedenen Medizinsystemen der damaligen Welt sein. Die Wasserstraßen Mesopotamiens
bildeten die ideale Voraussetzung (hier insbesondere der Euphrat) für den Zugang zum Mittelmeer
mit dem minoischen Zentrum Kreta.
Mit dem Zerfall der Induskultur brachen sowohl ihr Binnen- als auch Außenhandel ein. Die verschiedenen
Waren- und Wissensflüsse hatten sich dadurch bereits getroffen und wohl auch vermischt. Erst
1953, gelang es einem Experten in der Keilschrift, Professor Samuel Noah Kramer von der Pennsylvania
University und seinen Kollegen, das Geheimnis der geheimnisvollen Tontafel zu enträtseln.
Das Ergebnis war für die Geschichte der Medizin sensationell, denn es schien, daß während des dritten
Jahrtausends ein regelrechtes Heilsystem - offensichtlich das älteste der Welt - auf dieser Tontafel
eingraviert worden war. Der wichtigste Teil dieses medizinischen Textes war eine Sammlung von
Rezepten, zusammen mit einer Liste von Pflanzlichen Drogen und chemischen Substanzen, die in
jenen Tagen vor Tausenden von Jahren für medizinische Zwecke verwendet wurden. Alles in allem
verwendeten die Ärzte des antiken Mesopotamiens Hunderte von Heilpflanzen, von denen heute noch
viele verwendet werden, wie zum Beispiel Alraune, Bilsenkraut, Schlafmohn, Leinsamen, Süßholz,
Myrrhe, Thymian, Cassia, Koloquinte, Stinkasant, Indischer Hanf und Belladonna. Diese pflanzlichen
Arzneimittel wurden durch Mineralien wie Alaun, Schwefel, Salpeter und Kupfer ergänzt.
Im vorliegenden Werk wird der Versuch unternommen, neben der Vermittlung der Grundsätze des Ayurveda,
ohne die ein Verstehen dieses Heilsystems unmöglich ist, durch die spezielle Auswahl jener
Pflanzen, die sowohl historisch, als auch durch die modernen, also schnellen, sowie Temperatur- und
Feuchtigkeit regulierbaren Transportmöglichkeiten, aber auch dem wachsenden Interesse und somit
Bedarf an therapeutisch einsetzbaren Präparaten aus jenen überwiegend in den Tropen Indiens beheimateten
Pflanzen, die heute in Europa und hier speziell in Deutschland, Österreich und der Schweiz zur
Verfügung stehen, hier die traditionelle indische Lehre des Ayurveda für die Gesundheitsvorsorge der
modernen Gesellschaft nutzbar zu machen. Selbstverständlich sind in dieses Buch auch jene Mittel des
Ayurveda integriert, die, unabhängig vom Klima, auch in anderen Zonen der Welt, und somit auch in
Europa vorhanden sind.
Diese Mittel wurden zumeist in die andernorts vorhandenen Medizinsysteme integriert. Diese Quellen
sind wichtige Bestandteile dieses Buches.
Im Folgenden ist sowohl in den Übersetzungen der Originaltexte, als auch der neuen Texte, vom Arzt
und dem Patienten die Rede. Es wird deshalb an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es sich beim
Arzt immer auch um die Ärztin handelt, außer (in den alten Schriften) je nach Behandlung das selbe
Geschlecht wie der Patient/die Patientin im Arzt/der Ärztin. Massagen und Untersuchungen im Genitalbereich
wurden „früher“ nur von gleichgeschlechtlichen ÄrztInnen und von denen beauftragten
TherapeutInnen durchgeführt.
Dass sich das heute oft anders verhält, mag der Leser selbst als richtig oder falsch betrachten und dies
in der Wahl des Arztes, der Ärztin und/oder des Therapeuten, der Therapeutin bedenken.
Bei aller Systemtreue und Tradition ist auch der Ayurveda den Neuerungen der Allopathie gegenüber
nicht verschlossen. Wertvolle Errungenschaften der Medizin wurden und werden auch heute in die tägliche
Ayurvedapraxis integriert, beziehungsweise bedacht. Dennoch ist besonders hier zu beobachten,
dass die „moderne Gerätemedizin“ sich auch längst in Indien in rasanter Geschwindigkeit verbreitet
und zu einem gigantischen Wirtschaftsfaktor und Markt herangewachsen ist. Dieser gegenüber verhält
sich der Mediziner des traditionellen Ayurveda sehr bedeckt bis kritisch. Noch genießt der Ayurveda in
Indien einen guten Ruf und eine sichere Existenz, was auch daran zu sehen ist, dass es hier ein Ministerium
für Ayurveda gibt. So gibt es auch heute selbst in indischen Großstädten weiterhin Ambulanzen,
die sich auf bestimmte medizinische Felder spezialisiert haben und praktisch unter Verwendung einer
einzigen geheimen Rezeptur erfolgreich behandeln.weiterlesen
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