Der geliebte blaue Luftallon zerplatzt; für das Kind Ole stürzt eine Welt ein. Den Zusammenbruch ihrer Welt haben die Eltern mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erleben müssen. Anders als der blaue Ballon, der für das kindliche Gemüt wieder herstellbar erscheint, ist der Verlust der Heimatstadt Königsberg unwiderruflich. Die Erinnerung an das Verlorene bleibt wie in einen goldschimmernden Bernstein einge-schlossen. Dessen Schönheit lässt die neue Bleibe der Flüchlinge an der Wesermündung grau und dürftig erscheinen. Hier, in einer kleinen Stadtbücherei, stößt der heran-wachsenden Ole auf die Werke der Weltliteratur. Erst durch sie erfährt er eine ungeahnte Möglichkeit, ganz anders als seine Eltern von Heimat zu sprechen. In Paul Celans „Todesfuge“, deren Zitate den Text leitmotivisch durchziehen, ist verdichtet, was seiner studentischen Generation den „bösen Blick“ auf die Welt der Eltern richten lässt. Als Vater unternimmt Ole eine Reise mit seiner 15jährigen Tochter nach Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg. Er empfindet den „bösen Blick“ inzwischen als lebensfeindlich. Die gemeinsame Reise in die Vergangenheit wird ihn, so hofft er, davon befreien. Aber die Reise endet tragisch...weiterlesen