Der brennende Dornbusch
Darstellungen des Alten und Neuen Testaments in der Münsterkirche zu Mönchengladbach
Produktform: Buch
Vor Jahrhunderten haben die Theologen gestritten. Sie streiten häufiger, aber damals beschäftigte der Streit die Ostkirche und die Westkirche. Es ging um Bilder in den Kirchen. Die Zehn Gebote kennen eine eindeutige Vorschrift „Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde“. Die Juden haben sich strikt daran gehalten, und die Muslime sind ihnen gefolgt. Einige christliche Theologen dachten ähnlich, die Mehrheit jedoch hat das Gebot ergänzt, erklärt und umgedeutet. Sie kam zu einem Ergebnis, das bis heute gültig ist. Bilder in Kirchen haben ihre Berechtigung, wenn sie als Bilder erkannt und gewertet werden. Das Bild darf nicht mit der Wirklichkeit verwechselt werden. Daraufhin entfaltete die Ostkirche die goldene Pracht der Ikonen, während sich die Westkirche mit Fresken, Skulpturen und Glasfenstern schmückte. Die Geschichten der Bibel wurden für alle sichtbar dargestellt.
Das Münster in Mönchengladbach ist ein typisches Beispiel für die Bilderfreude des Mittelalters und sogar der Neuzeit. Wer den Kirchenraum betritt, den überraschen sofort die Bilder in den Glasfenstern. Fast überall wird von der Bibel erzählt. Ob in dem berühmten Bibelfenster oder in den modernen Chorfenstern, die Szenen verweisen auf biblische Geschichten. Aber nicht nur die Fenster, sondern auch Ambo, Taufbecken und Kreuz sind voll von Bezügen auf die Heilige Schrift. Es fällt auf, dass in dem eher nüchternen Raum soviel Bildmaterial zu finden ist. Das Münster illustriert die Heilsgeschichte. Was auf dem Altar gefeiert wird, ist mit seinen verschiedenen Aspekten längst vorher zu entdecken. Das Heil bleibt nicht abstrakt, sondern wird in den vielen Bildern der Kirche konkret. Die Besucherinnen und Besucher werden hingeführt zu dem, was nach der Bibel wichtig für das Leben ist.
Der Autor dieses Buches, Helmut Jansen, ist ein erwiesener Kenner des Münsters. Über die Jahre hat er gesichtet, gesammelt und zusammengefasst. Mit dem, was er in seinen Münsterführungen gesehen hat, und mit dem, was er in der Literatur erlesen hat, setzte er sich auseinander. Die Ergebnisse hat er notiert, und er stellt sie in dem Band der Öffentlichkeit vor. Bisher hat es viele größere und kleinere Werke zur Münsterkunst gegeben, aber eine derartige Zusammenfassung der biblischen Bilder fehlt nach meiner Kenntnis bisher. Ausführlich und detailliert beschreibt Helmut Jansen, ohne die Leserin oder den Leser zu ermüden. Wer dann das Buch zu Ende gelesen hat, weiß, welche Bedeutung die Bibel für den Glauben hat. Ohne die Heilige Schrift ist der Glaube nicht zu haben. Nach der Lektüre des Buches steht im Regal ein wichtiges Kompendium, um nachzuschlagen.
Das Buch weckt die Liebe zum Münster und zur Bibel. Gleichzeitig vertieft es die Kenntnisse über den wichtigen Bau am Niederrhein. Helmut Jansen hat es gewagt, sich der Fülle des Materials auszusetzen. Es ist ihm gelungen, sinnvoll zu ordnen, einleuchtend zu beschreiben und uns seine Begeisterung mitzuteilen. Wir dürfen froh sein, dass einst der Bilderstreit zugunsten der Bilder ausgegangen ist. Das Konzil von Nicäa hielt damals fest, dass durch die Bilder auf das Abgebildete hingewiesen wird. Nur das Abgebildete sei zu verehren, weil die Bilder Bilder bleiben. Nach der Reformation wird diese Sicht bekräftigt. Ohne die Bilder wäre das Münster viel zu karg. Unser Glaube stünde buchstäblich vor einer kahlen Wand.
Albert Damblonweiterlesen