Der Klang der Stadt
Musikkultur in Halle vom 17. bis zum 20. Jahrhundert
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Es erscheint uns als Selbstverständlichkeit, dass die Stadt Trägerin des Musiklebens ist. Wir gehen aus vom Vorhandensein einer Oper, eines oder mehrerer professioneller Orchester, eines Konservatoriums mit eigenen Ensembles; wir erfreuen uns an Schulorchestern, Kantoreien, Chören, Bläser-, Akkordeonvereinen, Jazz-, Rock- und Popgruppen; wir wissen um private Hausmusiken; wir vernehmen in Einkaufspassagen die Weisen der Straßenmusikanten, in Gast- und Kaufhäusern die dezente Lautsprechermusik oder in der Straßenbahn die Zischlaute vom verdrahteten Gegenüber. Das und vieles mehr ist gemeint, wenn vom Klang der Stadt die Rede ist, auch unmusikalische Laute und Geräusche, die das Leben in der Stadt hervorbringt: das Singen der Straßenbahn, das Rauschen der Autos, das Klopfen der Handwerker, das Reden oder Gelächter der Passanten, das Geläut von den Türmen. Aber die hübsche Metapher vom Klang der Stadt, die Holger Zaunstöck als Titel des 9. Tages der hallischen Stadtgeschichte vorgeschlagen hat, besagt noch mehr: Die Stadt hat ihren eigenen Klang – wobei mit Stadt das Gemeinwesen mit eigener Verwaltung und Jurisdiktion gemeint ist, das sich von der ländlichen Umwelt abhebt und dessen Bürger frei und nur der gewählten Obrigkeit und (in früheren Zeiten) dem Landesherrn unterstellt sind. Der Klang der Stadt unterschied sich jahrhundertelang durch seine Vielfalt von der Stille oder den derben Lauten im Dorf und vom Geklirr auf der Burg oder den verfeinerten Tönen im Schloss. Heute erst haben dank technischer Medien in unseren Breiten die Lebensform der Urbanität und ihre Akustik auch das weite Land erfasst. Der Klang ist nicht immer der gleiche, er entsteht, er wandelt sich, er hat Geschichte. Er hängt ab von der Landschaft, von der Struktur und Mentalität der Gesellschaft, von der Größe und vom Wohlstand des Gemeinwesens und nicht zuletzt vom Zufall der Anwesenheit schöpferischer Köpfe. Und er ist auch nicht immer harmonisch – selbst dann nicht, wenn man die Geräusche überhört und nur aufs Klingende achtet: Wir erleben es in diesen Tagen, dass die „städtische Symphonie“ (eine Wortprägung des Historikers Otto Borst) gestört ist. Im vorliegenden Band der Reihe „Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte“ wird der Blick zurückgewandt und in den Beiträgen Streiflichter geworfen auf einige Akteure, die in unserer Stadt für Musik und mit Musik gewirkt haben.
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