Rettenberger ist auf Bewährung. Nach Jahren im Gefängnis wird er in die Freiheit entlassen. Jetzt steht er zwar unter Beobachtung, doch was er vorhat erscheint zunächst harmlos. Rettenberger läuft. Schon in der Haft hat er intensiv trainiert, nun hat er endlich Auslauf. Er kann endlos durch die Landschaft laufen, manchmal nimmt Rettenberger auch an einem Wettbewerb teil. Zum großen Erstaunen der Öffentlichkeit wird er bester Österreicher beim Wien-Marathon - ein Mann, mit dem niemand gerechnet hat, von dem niemand Genaueres weiß, vielleicht nicht einmal er selbst. Wenn Rettenberger sich den Pulsmesser umschnürt, bevor er täglich losläuft, dann wirkt das auch ein wenig, als würde er seine Identität messen. Ein Dasein, bestehend aus Fitnesswerten und nicht messbaren Veränderungen, die in seinem Körper vorgehen wenn Endorphine ausgeschüttet werden. Rettenberger ist abhängig - abhängig von diesem Hochgefühl, das ihm ganz alleine gehört. Wenn er nicht unterwegs ist, wenn er mit jemandem spricht, einen Behördengang erledigt, dann wirkt er teilnahmslos. Ganz so, als würde er sich selbst nicht viel angehen. Das dunkle Geheimnis, das Rettenberger nicht zuletzt vor seinem Bewährungshelfer verbirgt, hat mit dem Laufen zu tun: Er überfällt Banken, einmal gleich drei an einem Tag, und flüchtet in der Regel zu Fuß. Niemand ist schnell genug um ihn zu stellen. Die Beute verstaut er, ohne sich weiter darum zu kümmern. Das Verbrechen ist für den Räuber nur ein Spiel.weiterlesen