Der Rocket Män
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Ein Fremder gastiert im Ort. Er kam in einem klapprigen Lieferwagen an, auf dessen Flanken "Der Rocket Män kommt auch in Ihre Stadt" steht. (Wobei sich die Punkte auf dem "ä" bei näherer Betrachtung als Einschusslöcher herausstellen.) Hinter dem Friedhof und der Fabrik, nah beim Zoo, schlägt er seine Zelte auf. Genauer: Sein Tipi.
Der Fremde hat eine Leidenschaft: Dinge tauschen. Eine Schere gegen Brötchen. Das eigene Stockbrot gegen einen Haarschnitt. Er könnte also ebenso gut autark leben, sein eigenes Brot verzehren und sich selbst die Haare schneiden. Doch er liebt soziale Kontakte und ein persönliches Gespräch. Das Tauschen bringt ihn mit anderen Menschen zusammen. Und nach und nach gibt jeder von ihnen Persönliches preis, schildert Nettes über Nachbarn oder den eigenen Chef – und erzählt dem Fremden, was er/sie gerne mit ins Weltall nehmen möchte.
Denn der Rocket Män - wie der Fremde schon bald im Ort genannt wird - baut an einer Rakete. Wobei er sich nicht gerade als ingeniöses Genie entpuppt, denn die Spitze seiner Rakete zeigt zu Boden. Doch er arbeitet unermüdlich Nacht für Nacht an ihr. Obwohl er niemanden damit belästigt, sind nicht alle Menschen freundlich zu ihm. Einige Bürger wünschen sich, er möge am Morgen verschwunden und alles wieder so sein wie vor seiner Ankunft. Denn er stört ihre Ordnung.
Um den Bau der Rakete zu finanzieren, verkauft der Rocket Män kleine Origami-Kunstwerke am Eingang des Friedhofs. Und verlangt dafür zwei Geldstücke: "Eins für die Rakete, eins fürs Weltall." Niemand weiß, was er damit meint, aber die meisten akzeptieren sein wunderliches Verhalten. Das Mädchen Ilvy hilft ihm sogar bei der Konstruktion der Rakete.
Seine Origami-Kunst spricht sich in der Umgebung herum. Viele Menschen reisen eigens deswegen an, ein Galerist bietet dem Rocket Män eine eigene Vernissage an. Dieser lehnt das Angebot ab und baut lieber weiter an seiner Rakete. Die Aufmerksamkeit, mit der er bedacht wird, schürt den Hass derer, die ihn am liebsten aus dem Ort vertreiben würden. Zumal man ihn verdächtigt, für die Diebstähle verantwortlich zu sein, die in letzter Zeit vermehrt registriert werden.
Eines Tages ist die Rakete fertig. Der Rocket Män lädt alle Bürger des Ortes zur Eröffnung und lässt diejenigen einzeln eintreten, die an Tauschhandeln beteiligt waren und ihm verraten haben, was sie mit ins Weltall nehmen würden. Als die Reihe an Ilvy ist, findet diese in der Rakete nicht nur Hunderte geborgter Gegenstände vor, – vom Lieblingsbuch über eine Vespa bis zur Katze der Buchhändlerin –, sondern auch ihren Vater, der in luftiger Höhe auf einem Stuhl sitzt. (Ilvys Mutter hatte angegeben, ihren Vater ins All mitnehmen zu wollen.)
Der Rocket Män hat für jeden seiner Gäste eine individuelle Show vorbereitet: In der Luft liegen klassische Musik, der Glanz Tausender Lichter sowie der Lieblingsduft der einzelnen Besucher. Und aus den Lautsprechern machen Nachbarn und Bekannte ihnen Komplimente und zählen die jeweiligen Charakterqualitäten des Gastes auf. So erhält jeder – ob alt oder jung – fünf Minuten Achtsamkeit.
Am Tag nach der Präsentation der Rakete reist der Rocket Män ab. Seine Mission ist erfüllt und im nächsten Ort wartet man schon auf ihn – ohne es zu wissen. Zurück bleiben das Mädchen Ilvy und die Rakete. Viele Bürger sind froh, den Störenfried los zu sein. Sie konnte er mit seinen Bemühungen nicht erreichen. Alle anderen werden zur Rakete zurückkehren und sich wahrgenommen fühlen. Man ahnt, dass sie bewusster miteinander umgehen werden.
Der Pfarrer, mit dem Ilvy über den Rocket Män, seine Wirkung und die missgünstigen Menschen des Ortes reflektiert, lädt das Mädchen ein, seinen Gottesdienst zu besuchen. Doch sie hat andere Pläne: Der Rocket Män hat ihr die Aufgabe übertragen, sich um den Erhalt der Rakete zu kümmern. Es gilt, alle Schrauben nachzuziehen: Fünfhundert für die Rakete, fünfhundert fürs Weltall.
Als sie die Rakete betritt, nimmt sie ein Foto von sich selbst wahr, das der Rocket Män heimlich gemacht und vor seiner Abreise dort hinterlassen hat. Auf der Rückseite hat er vermerkt, dass er selbst dieses Foto ins Weltall mitnehmen würde, weil es ihn an die Freundschaft zu Ilvy erinnert – und daran, sie bald zu besuchen.weiterlesen
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