Der Soldatenfriedhof in der Marchettigasse in Wien
Die Lebensbedingungen einfacher Soldaten in der theresianisch-josephinischen Armee anhand anthropologischer Untersuchungen
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Wien liegt heute an der Spitze europäischer Großstädte, was die Lebensqualität angeht. Ganz im Gegensatz beispielsweise zum 18. Jahrhundert, wo die frühindustrielle, rasch wachsende Stadt aufgrund von Armut, Hunger und Seuchen (Pocken, Syphilis und Tuberkulose) die höchste Sterblichkeitsrate in ganz Europa aufweist. Dass die Schilderungen von Zeitzeugen zu mangelnden Hygienestandards, beengten Wohnverhältnissen, fehlender medizinischer Versorgung und Nahrungsmittelknappheit alles andere als übertrieben sind, bestätigt die vorliegende anthropologische Untersuchung nur zu deutlich. Anhand pathologischer Veränderungen und Anzeichen von Stress am Skelett und den Zähnen ließen sich auch im Nachhinein statistisch signifikante Hinweise auf Mangelernährung und Infektionskrankheiten feststellen.
Anlässlich der 2005 durch die Stadtarchäologie Wien erfolgten Ausgrabung auf dem Areal eines ehemaligen Soldatenfriedhofs, der zum ersten Militärspital der Habsburgermonarchie gehörte, konnten unter Mitwirkung der Autorin 58 Skelette einzeln geborgen werden. Da der Belegungszeitraum des Friedhofs urkundlich feststeht, die zugehörigen Sterbematriken unter anderem Auskunft über Sterbedatum, Herkunft, Alter, Regimentszugehörigkeit und Dienstgrad der Verstorbenen geben und die Knochen bestens erhalten sind, ist das Sample sehr gut auswertbar.
Es bietet die einzigartige Möglichkeit, den Gesundheitszustand und die Lebensbedingungen von Rekruten und niedrigrangigen Soldaten der theresianisch-josephinischen Ära in Friedenszeiten zu untersuchen und damit gleichzeitig die Verhältnisse eines Teils der Unterschicht des gesamten Habsburgerreiches zu beleuchten.weiterlesen
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