Der Torschrei
Essay über das Unbewusste im Fußballspiel
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Leuschner legt dar, dass die Merkwürdigkeiten des Fußballspiels zustande kommen durch eine besonders intensive Triebaufladung des Balles als Abkömmling der Mutterbrust der Säuglingszeit. Das macht ihn enorm vieldeutig, das erklärt die Handicaps. Je nach Spielsituation kann er als ein gejagtes Tier, ein Geschoss, ein Vertreter von Mitspielern, tot oder lebendig, störrisch oder geschmeidig genutzt werden. Dadurch wird er verwendungsfähig für eine komplexe Inszenierung, die sich an Techniken und Lebensweise einer uralten, egalitär organisierten Hordenkultur anlehnt: die Jagd- und Totemhorde. Sigmund Freud hat das als »infantile Wiederholung des Totemismus» in der Gegenwart bezeichnet. Diese bildet nun die kollektive Energiequelle für den Torschrei.
Spielbestandteile, Spielverlauf und Spielziele dieser Brüderhorden bekommen einen Sinn, wenn man in Rechnung stellt, dass Denken und Handeln des alten Hordenkollektivs bis heute geprägt ist von Animismus und Paranoia. Eine die Gewalt weiter erregende Rolle spielt das Exogamie-Gebot. Das macht die Frauen der gegnerischen Horde zum Kriegsziel. Torschuss bedeutet unbewusst, die fremden Frauen sexuell zu vergewaltigen, zu schwängern und dauerhaft zu besitzen, um damit die fremde Brüderhorde zu demütigen, zu vernichten und ihr »Jagdrevier« in Besitz zu nehmen. Bei diesem Akt verschmelzen Fuß und Ball zu einer phallischen Waffe; das gegnerische Fußballtor wird zum weiblichen Schoß. Das ist es, was dann im Stadion oder sonst wo zum explosiv-kreativen Ausbruch jenes aufgestauten Triebgemisches aus Gewalt, Rache und sexueller Vergewaltigungslust führt.weiterlesen
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