„Dies Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält“, sagte Friedrich Hebbel 1862. Vergleicht man die Situation der Österreichisch-Ungarischen Monarchie des späten 19. Jahrhunderts mit der gegenwärtigen Situation der Europäischen Union, stößt man tatsächlich auf erstaunliche Parallelen in den Problemstellungen, denen sich die Politik beider Epochen gegenüber sah: Damals wie heute ging und geht es um die Suche nach einem Machtausgleich zwischen dem Gesamtstaat und seinen Gliedstaaten, um die Möglichkeiten und Grenzen der repräsentativen Demokratie, um die Förderung von Mehrsprachigkeit, um die Verringerung der Kluft zwischen Arm und Reich, um Ziele und Aufbau des Bildungssystems, um die Möglichkeit oder Unmöglichkeit einer multikulturellen Gesellschaft und nicht zuletzt auch um Gewicht und Stellung der Religion im Staat.
Anhand mehrerer in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entwickelter Staatsmodelle, die einen Ausweg aus der damaligen Krise der Habsburger-Monarchie suchten, zeigt Anton Szanya wichtige politische Impulse zur Überwindung auseinanderstrebender Interessen innerhalb eines heterogenen Staatsgebildes auf, die auch für die politische Gegenwart äußerste Relevanz besitzen.
Der Autor:
Prof. Dr. Anton Szanya, geb. 1945, Historiker, 1977–1998 Direktor der Volkshochschule Rudolfsheim-Fünfhaus in Wien, 2000–2007 Mitarbeiter des Österreichischen Volkshochschularchivs. Rund 150 Publikationen zu Themen der Erwachsenenbildung, Geschichte und Politischen Bildung. Verschiedene Preise und Auszeichnungen; zuletzt Preis der Stadt Wien für Volksbildung für das Jahr 2003.weiterlesen