Weitzners kurze Texte zum Theater und zur Kunst könnte man unter El Lissitzkys Motto »Jede Form ist das erstarrte Momentbild eines Prozesses« stellen – ebenso wie unter Tatlins Credo, demnach im ›Kunsttheater‹ die Malerei, Dichtung, der Tanz und die Musik gleichberechtigt zur Einheit gebracht werden sollen. Es geht ihm stets um das Prozesshafte, die Ereignishaftigkeit des Theaters als Gesamtkunstwerk aus verschiedenen Künsten.
Er misst dem Theater wie den Künsten überhaupt einen zentralen Stellenwert zu, um die globalen Konflikte, die jeden einzelnen betreffen, zu verhandeln und sich dazu zu positionieren. Im permanenten Dialog mit den historischen Avantgarden des letzten Jahrhunderts entwirft er so ein Theater der Zukunft.
Man kann das Büchlein auch lesen als die poetische Summa eines Künstlerlebens: Ein Regisseur, Lehrer und Maler schaut auf seine Arbeit und die Welt – und es entsteht selbst ein künstlerischer Text, der die Genres amalgamiert; es ist kunstphilosophischer Essay, Werkstattbericht, Lebenszeugnis und ein mitunter manifestartiges, in jedem Fall emphatisches Bekenntnis zur Kunst und zum »Objekttheater«. Anknüpfungspunkte liefern ihm u.a. Arthur Rimbaud, Antonin Artaud, Wassily Kandinsky, Wladimir Majakowsky und fürs Theater Tadeusz Kantor, Samuel Beckett und Heiner Müller.
»Ich träume von einer jede Erwartung übersteigenden Vision, die in einem Bild realisiert wird und unsere Existenz in einen unsterblichen Olymp versetzt.
Ich träume von einer Schönheit, welche die Vollständigkeit unseres Selbst wiederherstellt, und sei es nur für einen Augenblick.
Ich träume von einer noch nicht verdinglichten Erotik, welche Unschuld und Wildheit miteinander vereint.« – Peter Weitznerweiterlesen