Eindimensionalitätsprozesse in der gegenwärtigen Gesellschaft
Produktform: Buch
In der vorliegenden Arbeit geht es darum, anhand eines zentralen Kritikbegriffes der Kritischen Theorie, nämlich dem der Eindimensionalität, exemplarisch aufzuzeigen, wie aktuell und prägnant sie in ihren Analysen und Begriffen ist. Eindimensionalität heute kommt zwar nicht mehr so zustande, wie es Herbert Marcuse seinerzeit in Der eindimensionale Mensch erklärt hatte. Ihre Physiognomik hat sich verändert, aber bestimmte Merkmale, die Marcuse analysierte, haben sich im Zuge des global gewordenen Kapitalismus’ wirkmächtiger denn je manifestiert. Diese Virulenz herauszuarbeiten und den Begriff der Eindimensionalität, in seiner veränderten Gestalt, für die gegenwärtige kritische Gesellschaftsanalyse zu rehabilitieren, ist Ziel dieser Arbeit.
Zunächst wird der Begriff der Eindimensionalität – insbesondere philosophiegeschichtlich – mit dem Ziel entfaltet, die gegenwärtigen Formen der Reproduktion und Stabilisierung der kapitalistischen (Welt-)Gesellschaft fundiert problematisieren zu können. Die besondere Forschungsleistung der Studie besteht dann in der textgenauen Analyse jener gedanklich-realen Strategien, die vor allem in der Bundesrepublik Deutschland für die Gestaltung des sozialen, des politischen und des Bildungssystems entwickelt worden sind und vielfach bereits praktiziert werden. Sie zeigt, wie sich ein umfassendes Programm einer grundlegenden Anpassung zumal der abhängig Beschäftigten an die neuen Reproduktionsinteressen der privatwirtschaftlichen Ordnung ausgebildet hat. Dieser Prozess der marktradikalen Umgestaltung der sozialen Ordnung wird in differenzierten Einzelanalysen – von der Konzeption der von der bayrischen und sächsischen Staatsregierung einberufenen 'Zukunftskommission', über die Entdifferenzierung des Begriffs des Politischen bis zur Standardisierung des Wissenschaftsbegriffs an Hochschulen – minuziös verfolgt. In der 'unternehmerischen Wissensgesellschaft', so die Vision der Zukunftskommission, wird der abhängig Beschäftigte zum individualistischen Unternehmer seiner selbst – in Wahrheit aber: zum unternommenen Menschen.weiterlesen