Der weiße Schnee kann zaubern
Emotion und Ästhetik der alpinen Skitechnik
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Vorwort
Sport und Kunst: Geschwister oder Gegensätze? Keine Frage – es gibt, auf den ersten
Blick, viele Gemeinsamkeiten: das Spielerische, die Zwecklosigkeit, das Streben
nach Vollendung, den Vorrang des Emotionalen, die Betonung des Rhythmischen.
Zudem sind beide – so Karl-Heinrich Waggerl – „Kinder der Unvernunft“. Und wenn
Lessing sagt: „Der Endzweck der Kunst ist das Vergnügen“, so gilt das schließlich
auch für den Sport.
Und doch: Das Verhältnis der Geschwister war (und ist) kompliziert. Eigentlich gibt
es nur eine Epoche, in der die Beziehung von Sport und Kunst harmonisch genannt
werden kann, in der beide sich wirksam beeinflussten – die Zeit der griechischen
Antike. Sie „hinterließ uns jene herrliche Schöpfung, die wir antike Kultur nennen
und die mit der griechischen Gymnastik untrennbar verbunden ist“ (Carl Diem). Das
Ideal der Harmonie, die Eleganz der Kraft, die Vollendung der Schönheit – in der
Philosophie, im Sport und in der darstellenden Kunst fanden sie ihren intellektuellen,
ihren körperlichen und ihren ästhetischen Ausdruck. Waren der Gymnastik auch
geistige und sittliche Ziele gestellt, so wundert es nicht, dass sportliche Feste mit
mentalen und musischen Wettkämpfen verbunden wurden.
Aus und vorbei, trotz vieler Versuche, zum Beispiel (im vorigen Jahrhundert) Olympische
Spiele mit Kunstwettbewerben in den Bereichen Architektur, Bildhauerei, Malerei,
Literatur und Musik zu verbinden, bei denen sogar Medaillen vergeben wurden.
Zum Glück gibt es nach wie vor Sportler, die sich für Künste begeistern, und es gibt
Künstler, die sich durch den Sport anregen lassen, besonders übrigens durch den
Skisport! Nennen wir exemplarisch aus der darstellenden Kunst:
Max Beckmann, Allan Jones, Lionel Feininger, Robert Delaunay, Willi Baumeister,
Gerd Marks, Henri Rousseau, Oskar Schlemmer, Friedensreich Hundertwasser;
aus der Belletristik: Ernest Hemingway, Hermann Hesse, Thomas Mann, Carl Zuckmayer,
Erich Kästner, Eugen Roth.
Namhafte Autoren und Institutionen, u.a. FIS und DSV, haben eine Vielzahl wunderschöner
Bildbände mit Abbildungen von beeindruckenden Gemälden und Plastiken
herausgegeben. Nobelpreisträger und Schriftsteller der „Championsliga“, s.o.,
haben ihre Begeisterung für den Sport in Epik und Lyrik auf vielfältige Weise deutlich
gemacht. Gerade aus unserem Sport gibt es darüber hinaus eine bunte Palette alpenländisch
eingefärbter Geschichten und Gedichte, Erzählungen und Schmankerl.
Was es noch nicht gibt, ist ein Skilehrplan oder den Lehrplan einer anderen Sportart,
bei dem die Künste ganz selbstverständlich einbezogen werden. Ganz sicher
gibt es bisher auch noch keinen Lehrplan, der die emotionalen Aspekte des Skifahrens
so selbstverständlich und auf so vielfältige Art aufnimmt und deutlich macht.
Nachdem Ausstellungen von Skibildern, belletristische Texte und Gedichte, musikalische
Programmpunkte sowie (auch das!) Informationen zur Kultur und Geografie
des jeweiligen Skigebietes bei SPORTS-Kursen schon seit langem dazugehören, ist
dieser Lehrplan-Band die überfällige Ergänzung und Abrundung unseres Programms.
Zitieren wir noch einmal Carl Diem: „Das rechte Zusammenschwingen von Sport und
Kunst ergibt Kultur“. Dieser Lehrplan-Band ist ein gelungener Beitrag dazu.weiterlesen
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