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Deutsch-britischer Kulturtransfer im Vormärz

Forum Vormärz Jahrbuch 2023

Produktform: Buch

Auch wenn die Rezeption deutscher Literatur im Vereinigten Königreich stark regional differenziert war und sich teilweise in den Universitätsstädten Cambridge und Oxford sowie in kleineren Städten (wie Norwich und Coventry, den Heimatsstädten von Sarah Austin bzw. George Eliot) oder in den Provinzen (Lake District) abspielte, so dürften wir dennoch anmerken, dass drei Zentren eine besondere Rolle bei der Vermittlung deutscher Literatur nach Großbritannien spielten. Es waren Städte, die als Hauptstädte der Teilkönigreiche des Vereinigten Königreichs jeweils eine eigenständige kulturelle und politische Identität besaßen: London, Edinburgh und Dublin. Der Rezeptionszusammenhang in Edinburgh wird in den Beiträgen von Bodammer und mir ausführlich dargelegt. Abschließend sei auf vier Faktoren hingewiesen, die London, Edinburgh und Dublin zu besonders wirkmächtigen Umschlagplätzen für deutsche Literatur im Vormärz machten: 1. In diesen Städten hatten zahlreiche Verlage ihren Sitz, die teils um die Gunst ihrer eigenen gebildeten und wohlhabenden städtischen Leserschaft konkurrierten, teils aber auch kollaborierten. Die Verlage strebten eine überregionale Verbreitung ihrer Publikationen über die Stadtgrenzen hinaus im ganzen Vereinigten Königreich an. Zu diesen Verlagen gehörten auch international ausgerichtete Häuser, die Übersetzer:innen beschäftigten. In diesen Städten wurden aufgrund der historisch-kulturellen Unterschiede bei der Rezeption deutscher Literatur leicht verschiedene Akzente gesetzt. 2. Diese Städte verfügten über ein differenziertes Presse- und Zeitschriftenwesen, das ihre kosmRezensionen interessanter Werke aus dem Ausland belieferte. Diese Rezensionsorgane wurden von den bereits erwähnten Verlagshäusern betrieben. 3. In diesen Städten befanden sich Universitäten, an denen Deutsch als moderne Fremdsprache und als Wissenschaftssprache gefördert und gepflegt wurde, an denen philologische und andere wissenschaftliche Werke in deutscher Sprache rezipiert und in Lehre und Forschung eingesetzt wurden. Diese Universitäten waren mit den Verlagshäusern und Zeitschriften vernetzt, die sie mit Übersetzer:innen und Kritiker:innen versorgten. 4. Die Rivalität dieser drei Zentren untereinander sowie mit den Universitätsstädten Cambridge und Oxford bei der Rezeption deutscher Literatur war ein treibender Faktor im Literaturtransfer. Diese Konkurrenzgedanken beseelen z. B. John Stuart Blackies 1852 in Edinburgh gehaltene Inauguralvorlesung, in der er für die Edinburgher Universität einen beklagenswerten Rückstand gegenüber Cambridge und Oxford auf dem Gebiet klassischer Philologie konstatiert und seine Zeitgenossen zu einer energischeren und intensiveren Auseinandersetzung mit den Erzeugnissen deutscher Wissenschaft anzufeuern sucht: So may we, Greek starvlings here on the Firth of Forth, yet get the start of those sleek Hellenists on the banks of Cam and Isis, if we only rouse our mettle properly and do our best. And, if we cannot do altogether without help in our philological struggle, we are as near the GERMAN ocean as they are, and know where to fill our buckets. Let us begin by learning all we can from our Teutonic brethren, as the recognized high priests of philology at the present hour.weiterlesen

Dieser Artikel gehört zu den folgenden Serien

Sprache(n): Englisch, Deutsch

ISBN: 978-3-8498-1959-0 / 978-3849819590 / 9783849819590

Verlag: Aisthesis

Erscheinungsdatum: 28.02.2024

Seiten: 326

Auflage: 1

Beiträge von Peter Sprengel, Norbert Otto Eke, Michael White, Michael Thomas, Andrew Cusack, Joseph A. Kruse, Rotraut Fischer, Waltraud Maierhofer, Sandra Vlasta, Astrid Köhler, Margaret Rose, Carmen Reisinger, Eleoma Bodammer, Michael Schwedt

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