Wenn Menschen erleben mussten, dass ihnen Mitmenschen Gewalt zufügten, hinterlässt dies Spuren für das ganze Leben und wirft oft noch große Schatten auf die nachfolgenden Generationen. Dabei kann es sich um Gewalt im Alltag handeln oder um Folgen von Gewaltherrschaft und Kriegen. Über Trauma gibt es heute viel mehr Wissen als noch vor wenigen Jahrzehnten. Mittlerweile besteht sogar die Gefahr, dass der Begriff inflationär verwendet wird. Doch auf jeden Fall ist es wichtig wahrzunehmen, welch großen Raum Traumatisierungen in unserer Gesellschaft einnehmen. Dabei stellen sich viele Fragen:
Wer ist im engeren Sinne traumatisiert?
Wie lassen sich Wirkungen von erlittenen Traumatisierungen als solche erkennen?
Wie kann man überhaupt auf entsprechende Vermutungen kommen?
Wie übertragen sich Traumatisierungen auf nachfolgende Generationen?
Wie werden unsere Beziehungen beeinträchtigt?
Was ist zu tun?
In diesem Kontext ist der Dialog von enormer Bedeutung. Traumatisierende Gewalt zerstört ihn, aber er wird gebraucht, um die schweren Belastungen zu überwinden. Wir sind angewiesen auf Räume für Dialog: in der Familie, in der Schule, im Kontext der Arbeit und in der Gesellschaft. Deshalb lautet der Titel dieses Buches „Dialog statt Trauma“. Einander wirklich zuhören, offene Fragen stellen, mit Unerwartetem rechnen und auch sich selbst in Frage stellen – da gibt es in unserem Alltag noch viel Luft nach oben. Die Trauma-Expertinnen Ingeborg Müller-Hohagen und Dr. Jürgen Müller-Hohagen beleuchten die o. g. Themen vor allem aus der Perspektive von Psychotherapie und Schule. Hier haben sie über Jahrzehnte viele Erfahrungen gemacht, die sie nun reflektieren und mit den Leserinnen und Lesern teilen möchten.weiterlesen