Band II der dreibändigen Monografie 'Bertolt Brecht und die Schweiz' stellt die exemplarische Theaterarbeit und die Uraufführung der Antigone des Sophokles am Stadttheater Chur 1948 in neue Zusammenhänge, teils im Umfeld des Exiltheaters, teils den Zusammenhang der europäischen Theater und ihrer Entwicklung bis in die Gegenwart. 'Die Antigone des Bertolt Brecht' kann mit zahlreichen Einzelheiten aufwarten, die in der Forschung über den modernen Klassiker der Vernunft bisher unbekannt geblieben sind.
Der Band reflektiert am Beispiel eines Antikenprojektes an einer historischen Schnittstelle in der Mitte des 20. Jahrhunderts eine Momentaufnahme der Erneuerung und der Entwicklung der deutschsprachigen Bühnenkunst. Besonders erläutert werden die Wiederaufnahme einer experimentellen Theaterarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die Fortsetzung von Brechts Zusammenarbeit mit dem Bühnenbauer Caspar Neher, das 'Theaterwunder von Chur' und das Engagement von Hans Curjel für Brecht, aber auch, wie mit der 'Antigone' von Sophokles damals ein Theaterstoff in der Luft lag und zugleich eine neue Produktionsform, bedingt durch die Nachkriegszeit. Ferner gewährt der Band detaillierte Einblicke in die Arbeitsbedingungen und allzu kurzen Probenzeiten an einem Stadttheater in der Schweiz.
Im zweiten Teil werden nach der missglückten und geglückten Uraufführung im Februar 1948 in Chur und nach der Absage der internationalen 'Gastspiele Helene Weigel' das Entstehen und die Verbreitung von Brechts und Nehers Antigonemodell 1948, dem ersten Modellbuch des epischen Theaters, in den einzelnen Schritten dokumentiert, und auch, wie Bertolt Brecht nach seiner Rückkehr aus dem Exil mit diesem Antikenprojekt sogleich zwischen die Fronten des beginnenden Kalten Krieges gerät.weiterlesen