Die Askese als Praxis und Theorie in der Erlösungslehre Schopenhauers
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Der Begriff Askese stammt von dem altgriechischen Wort γυμνάζειν ab und bezeichnet im Allgemeinen die Ausübung; Askese unterscheidet sich von γυμνάζειν, da sie sowohl körperliche als auch geistige Übung erfordert. Bei Platon bezieht sich die Askese bereits auf die Übung der Tugend, der Gerechtigkeit und der Weisheit. Als die Kyniker die Entfernung von der Masse und die Entsagung des Genusses als Themen ernsthaft aufgriffen und in die Praxis umsetzten , erlangte deshalb der Begriff der Askese eine besondere Bedeutung und besitzt seitdem einen herausragenden Stellenwert in der Philosophiegeschichte. Askese als Begriff wird seitdem auch für Weltanschauungslehren außerhalb des Abendlandes benutzt, um Handlungen zu bezeichnen, die einen Verzicht auf Lebensgenuss ausdrücken (die des Brahmanismus, Budhismus, Taoismus u.a.). Im Abendland unterscheidet man zwischen religiöser und philosophischer Askese während man ansonsten, wie z.B. in Süd- und Ostasien, Askese als beide Begriffe umfassend versteht. Die Ursache für diesen Unterschied sieht der Philosoph Schopenhauer in einem Zusammentreffen von altgriechischer Philosophie und orientalisch-asketischer Idee (die durch das Christentum vermittelt wird), durch das der jüdisch-christliche Theimus mit der altgriechisch-hellenischen Weltanschauung in Einklang gebracht wird. Seitdem werden religiöse und philosophische Askese in Mittelalter, Neuzeit und in der modernen Zeit miteinander in Verbindung gebracht oder als unterschiedlich angesehen.
Schopenhauers Askese stellt philosophiegeschichtlich in der Reflexion der philosophischen Askese einen Wendepunkt dar, weil er sie mit einer philosophischen Soteriologie belegt. Seine Idee der Askese übte einen großen Einfluss auf die nachfolgenden Philosophen aus. Von seinem Standpunkt ausgehend öffnet sich ein neuer Horizont für das asketische Phänomen im Rahmen der Philosophie und der Wissenschaft, der in der Psychologie und in der Soziologie zu neuen Ergebnissen führt. Obwohl die westlichen Philosophen, wie Nietzsche, sich allmählich von seiner soteriologischen und metaphysischen Grundlegung abgrenzen, geht Schopenhauers Bedeutsamkeit nicht verloren, besonders wenn man die dynamische Beziehung zwischen der Askese, der Philosophie und der Wissenschaft beleuchten möchte. Seine Ansicht könnte heute sogar wieder neue Beachtung finden, wenn sich seine philosophische Askese in einer interkulturellen Perspektive dem chinesischen Konfuzisanismus annähert. Der Neokonfuzianismus entwickelte gegen die Herausforderung der buddhistischen Erlösungslehre philosophisch eine Theorie der diesseitigen Askese.
Aber dies alles ist nur möglich zu bemerken, wenn Schopenhauers Begriff der Askese vollständig erörtert wird.weiterlesen
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