Die Autoren der utopisch-phantastischen Leihbücher
Eine Übersicht 1946–1976
Produktform: Buch
In den Jahren 1946 bis Mitte der 1970er war das Leihbuch im deutschen Sprachraum, vorzugsweise in der Bundesrepublik Deutschland, ein wichtiger Vermittler von Unterhaltungsliteratur. Dass die gewerblichen Leihbüchereien bereits Anfang der siebziger Jahr stark an Lesepublikum verloren, lag zu einen am Aufkommen des Taschenbuchs mit unterhaltendem Inhalt, das sich nicht nur in Sortimentsverlagen wie Heyne oder Goldmann immer mehr durchsetzte, sondern auch zunehmend von Heftroman-Verlagen wie Pabel, Moewig oder Bastei gepflegt wurde. Noch ein Grund war allerdings auch die Tatsache, dass die auf Leihbücher spezialisierten Verlage auf Grund schrumpfender Auflagen immer geringere Honorare zu zahlen bereit waren. Die Autoren wanderten in das Romanheft ab und, wenn sie Glück hatten und ausreichend qualitative Texte vorlegten, auch ins Taschenbuch.
In den Folgejahren, ab Mitte der 1970er Jahre, geriet das Leihbuch zunächst zunehmend in Vergessenheit. Eine der letzten funktionierenden Leihbüchereien gab es Mitte der 1990er Jahre noch in Staufen, südlich Freiburg/Breisgau. Angeschlossen an einen Zeitschriftenverleih, konnte ein Überleben bis dahin gesichert werden. Doch im Bewusstsein der Öffentlichkeit spielten gewerbliche Leihbüchereien und damit auch die Schwarten auf dickem Papier“ keine Rolle mehr.
Inzwischen freilich hatten sich Sammler der Sache angenommen. Rund um den in Offenbach-Bieber ansässigen Jerry-Cotton-Spezialisten und Leihbuch-Großsammler Herbert Kalbitz scharten sich im Laufe der letzten Jahrzehnte an Unterhaltungsliteratur Interessierte; es bildeten sich Arbeitsgruppen, es gab Publikationen. Und: ein jährliches Symposium sorgte für Kontakte und Informationen. Das systematische Abgrasen der großen und kleinen Trödelmärkte durch die Teilnehmer am Offenbacher Symposion sorgte darüber hinaus auch noch für reichlich Nachschub an bis dato unbekannten Titeln.
Dabei ging es zunächst immer um das Leihbuch an sich, nicht um einzelne Genres. Dennoch gab es von vorneherein spezielle Interessenten etwa für Kriminalromane oder Western, für Abenteuerromane oder aber eben auch für Science-Fiction und verwandte Gebiete.
Für diese hier vorliegende Veröffentlichung wie auch bereits für die vorangegangene Publikation Das utopisch-phantastische Leihbuch nach 1945. Eine Bestandsaufnahme (2019) gilt, dass beide ohne die Kontakte innerhalb des Offenbacher Leihbuchkreises nie in solcher Vielfältigkeit und Ausführlichkeit hätten entstehen können. Erst der Gedanken- und Wissensaustausch unter den Teilnehmern brachte die notwendigen, erhellenden und ergänzenden Hinweise.
Denn für den Bereich der utopisch-phantastischen (künftig abgekürzt „up“) Leihbücher gilt: Es gibt weitaus mehr Titel, die up-Inhalte enthalten, als angenommen. Das wurde bereits in der erwähnten Publikation dokumentiert. Und damit gab es auch weitaus mehr Autoren, die ihre Romane mit SF- bzw. utopisch-phantastischen Elementen ausstatteten, wenngleich auch manchmal quasi nur „nebenbei“.
Während der Sammler von Leihbüchern mit up-Charakter die Autoren der reinen Science-Fiction durch einschlägige Nachschlagewerke im Allgemeinen durchaus kennt, trifft dies in keiner Weise auf Autoren zu, die normalerweise außerhalb des Genres Science-Fiction mit vielerlei up-Elementen, nicht nur mit SF-Charakter, gearbeitet haben. Dies gilt insbesondere für Abenteuer- und Kriminal- sowie Spionageromane, stimmt aber auch bei einigen Liebes-, Heimat-, Arzt und sogar – was gewiss den einen oder anderen Leser überraschen mag – Wildwestromanen.
Diese Abhandlung ist bemüht, in Kurzfassung all jene Autorinnen und Autoren vorzustellen, die in der 2019 erfolgten Veröffentlichung genannt sind. Ausführlichere Bio-Bibliografien der Science-Fiction-Autoren finden sich in den einschlägigen Nachschlagewerken. Die hier gemachten bibliografischen Hinweise sind bei Vielschreibern als Beispiele zu verstehen; komplette Titellisten sind anderswo verfügbar. Der Verfasser hegt die Hoffnung, dass der eine oder andere Interessent des up-Leihbuchs bei der Lektüre eine Anregung finden mag, sich auch mit den Romanen der Autoren in anderen Genres zu beschäftigen. Nicht immer, aber überraschend oft, lohnt es die Mühe.weiterlesen