Die baltischen Lande im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung
Estland, Livland, Ösel, Ingermanland, Kurland und Lettgallen. Stadt, Land und Konfession 1500-1721. Teil 1
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
Livland, das historische Gebiet am östliche Gestade der Ostsee zwischen Finnischem Meerbusen, Peipus-See, mittlerer Düna und Kurischem Haff war nach der hochmittelalterlichen Schwertmission von Bischöfen und Ritterorden eine „Terra Mariana“, ein „Marienland“ unter der Herrschaft der Fürsterzbischöfe von Riga, mehrerer Fürstbischöfe und des Deutschen Ordens. Adelige und stadtbürgerliche Oberschichten deutscher Zunge herrschten über Bauern und städtische Unterschichten mit estnischer und lettischer Sprache und Kultur. Die „altlivländische Konföderation“ der geistlichen Herrschaften löste sich als Folge der von den großen Handelsstädten früh ausgehenden Reformation und des Kampfes der benachbarten Mächte um das „dominium maris Baltici“ in der Mitte des 16. Jahrhunderts auf. Seit 1558 verwüsteten immer wieder nur kurz unterbrochene Kriege zwischen Schweden, Dänemark, Polen-Litauen und Russland das Land. Die wechselnden Herrschaften verbanden sich mit konfessionellen Gegensätzen, vor allem zwischen dem katholischen Polen-Litauen und dem evangelisch-lutherischen Schweden. Für die jüngere Linie des Hauses Vasa stellte die lutherische Konfession das einzige – und damit wichtigste – Instrument zur Legitimation ihrer Herrschaft in Schweden gegenüber den besseren Erbrechten der auf Polen beschränkten älteren Linie dar. Die kirchlich-konfessionelle Prägung der Bevölkerung, insbesondere der „undeutschen“ Esten und Letten, folgte der jeweils dominierenden Macht. Seit den 1620er Jahren beherrschte Schweden den größeren Teil der baltischen Lande. Erst die russische Eroberung am Beginn des 18. Jahrhunderts stabilisierte die Region unter deutsch-baltischer Führung und damit die lutherischen Kirchen der Lande. Im Süden – in Kurland und vor allem in Polnisch-Livland, Lettgallen – behauptete sich der Katholizismus. Die konfessionellen Auseinandersetzungen bewirkten durch eine intensivierte Christianisierung der ländlichen Bevölkerung nicht zuletzt die Entstehung von Schriftsprachen der Esten und Letten.
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