Auszug aus dem 1. Kapitel:
Es war ein sonniger Vormittag, als Cheng Tiansong die Hongtai-Bank betrat. Die Sonne wärmte und es ging ein sanfter Wind. Anfang März wurde es von Tag zu Tag wärmer und Tiansong, der sich noch nicht seiner Winterkleidung entledigt hatte, spürte bereits die trockene Hitze, die ihm entgegenschlug.
Die Hongtai-Bank war von Familie Wang aus Huizhou gegründet worden. Die Familie genoss großes Ansehen im Ort. Seit sieben Generationen widmeten sich die Wangs ihren kaufmännischen Unternehmungen und sicherten sich und ihren Nachkommen somit genügend finanzielle Mittel, Zeit und Muße, um sich eine umfassende Bildung leisten zu können. Als sich Kaiser Qianlong beizeiten einmal in der Gegend südlich des Changjiang-Flusses aufhielt, brachte die Familie Wang ihm ein großes Geschenk dar. Der Kaiser hatte damals ihrem Vorfahren persönlich die Kappe mit blauem Mattglas verliehen. Huizhou war damals unter dem Namen Xin’an bekannt. Seit der Ming- und Qing-Dynastie zogen die Händler Huizhous frei durch das Reich, Huizhou war das Sammelbecken schlechthin für einen jeden, der auf Geld aus war, an jeder Ecke musste man sich vor raffgierigen Feilschern und listigen Tricksern vorsehen. Aber wenn es darum ging, wer wirklich das Sagen hatte, dann vermochten in allen sechs Landkreisen Xin’ans nicht viele Familien den Mut aufzubringen, sich mit den Wangs zu messen. Die Wangs waren für ihr Geldwechseln bekannt, machten aber auch Geschäfte mit Tee und Holz. Besonders stach dabei die Hongtai-Kette hervor, deren Filialen in den meisten der südlichen Provinzen zu finden waren. „Multimillionäre“, „Beherrscher des Südostens“ waren Titel ohne das geringste Bisschen an Übertreibung.
Die Zentrale der Hongtai-Bank befand sich in Schanghai in einem eindrucksvollen Gebäude des typischen Hui-Stils: großes Torhaus mit weißem Giebel und hoher Pferdekopfwand . Die Wände des Torhauses, des Scheintors und der Schirmwand zeigten verschiedene Arten schöner Ziegel und bunter Malereien, die hochwertiges Material und hochwertige Verarbeitung aufwiesen. Drinnen befand sich eine außergewöhnlich große Halle, deren Säulen ebenfalls mit Schnitzereien und Malereien verziert war. Das war das erste Mal für den 15-jährigen Tiansong, eine derart große Bank zu betreten. Er war ein wenig nervös und aufgeregt.
Titel erscheint in 2 Bänden!weiterlesen