Dieser erste Band mit Reflexionen über die Corona-Krise versammelt Beiträge von Expert*innen und Betroffenen, die sich mit dem Erleben von Maßnahmen, Krankheit und Gesundheit beschäftigen. Sie stammen aus verschiedenen Bereichen und beleuchten aus unterschiedlichen Perspektiven die Corona-Krise. Dabei geht es allen Autorinnen und Autoren um die zentrale Frage: Was haben wir daraus gelernt? Könnten wir es jetzt besser machen? Würden wir es anders machen? Was ist zu lernen für ein nächstes Mal, für das Gesundheitssystem, die Gesellschaft, den Umgang mit uns selbst, mit unseren Kranken, Alten, mit unseren Lieben?
Dieser erste Band mit Reflexionen über die Krise versammelt Beiträge von Expert*innen und Betroffenen, die sich mit dem Erleben von Maßnahmen, Krankheit und Gesundheit beschäftigen. Sie stammen aus verschiedenen Bereichen und beleuchten aus unterschiedlichen Perspektiven die Corona-Krise. Dabei geht es allen Autorinnen und Autoren um die zentrale Frage: Was haben wir daraus gelernt? Könnten wir es jetzt besser machen? Würden wir es anders machen? Was ist zu lernen für ein nächstes Mal, für das Gesundheitssystem, die Gesellschaft, den Umgang mit uns selbst, mit unseren Kranken, Alten, mit unseren Lieben?
Zu den Beiträgen:
Der praktische Arzt Roland Brandner infizierte sich am Arlberg bei einem Ärztekongress mit COVID-19 und behandelte sich dann in freiwilliger Selbstisolation, in einem Gartenhaus, selbst. Sagmeister-Brandner, ORF-Journalistin und seine Ehefrau, blieb bei den gemeinsamen Kindern in der Wohnung und brachte Lebensmittel. Hier berichten beide, wie sie die Krise erlebten und welche Schlüsse sie daraus ziehen.
Der Versicherungsmathematiker Anselm Fleischmann, fragt sich, ob man genauere Prognose über die Intensivbettenkapazität für COVID-19-Patienten machen hätte können. Ja, hätte man, sagt Fleischmann, für den das Erstellen von Prognosen als Krankenversicherungsmathematiker zum Berufsalltag zählt. Er zeigt anhand eines selbst entwickelten Prognosemodells, dass schon vor dem Lockdown exaktere Prognosen ohne Panikmache möglich gewesen wären.
Nikolaus Forgo, Rechtswissenschafter und Hochschullehrer zeigt, wie die Universitäten durch die Krise plötzlich digitales Lehren, Lernen – und auch Prüfen entdeckten. Innerhalb kurzer Zeit. Mit viel Widerspruch und Widersprüchlichkeiten. Von nachhaltigen Lösungen ist man aber so weit entfernt wie eh und je, meint Forgo. Denn alte Beharrungskräfte können schnell wieder die Oberhand gewinnen.
Stephan Russ-Mohl, Medienforscher aus der Schweiz, thematisiert die Rolle der Medien während der Corona-Krise: Wurde umfassend, objektiv und ausgewogen informiert, profund kommentiert und wurden Zahlen, Daten, Fakten auch immer in Relation zum Ganzen gestellt? Oder war die Berichterstattung (auch oder nur) ein Spiel mit der Angst?
Der Präventionsexperte Sascha Mundstein setzt sich in Zeiten der Corona-Krise mit dem Begriff der Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation WHO auseinander. Dabei zeigt sich, wie sehr dieser emotional und begrifflich aufgeladen ist, dass ihm fast schon einen religiöser Charakter innewohnt, beziehungsweise als solcher ein so gut wie unerreichbares Ideal darstellt. Was aber bedeutet diese Idealität für die operative Arbeit in Zeiten der Krise und Pandemie?
Christine Moik, Pflegewissenschafterin und Qualitätsmanagerin, stellt sich die Frage, wie es denn jenen Menschen erging, für die im Lock down alle zu Hause bleiben sollten: Den Alten und Kranken. Wie erging es Menschen in Pflegeheimen, Krankenhäusern, aber auch in der Hauskrankenpflege? Und was haben sie erlebt? Moiks Antwort fällt kritisch aus. Zu schnell, zu allgemein und nicht durchdacht waren die Maßnahmen für viele von ihnen gewesen.
Alfred Noll, Rechtsanwalt, Universitätsdozent und ehemaliger Nationalratsabgeordneter stellt die Frage nach der Rolle der Freiheit in Zeiten der Krise. In Österreich würde diese durch das Staatsgrundgesetz aus dem Jahre 1867 eigentlich garantiert sein. In den Corona-Verordnungen ist davon freilich nichts mehr zu sehen. Für Noll sind die Verordnungen – Stichwort: Ausgangsbeschränkungen – daher von vornherein verfassungsrechtlich illegal gewesen.
Der Philosoph Eugen Maria Schulak wirft die Frage auf, welchen Geistes Kind die Zeit der Corona-Krise war und diskutiert dabei die Prophezeiungen des Philosophen Friedrich Nietzsche. Dieser sah uns im 21.Jahrhundert in ein Jahrhundert der „Regression und Dekadenz“ geworfen, wo der Fortschritt dafür sorgen solle, dass es einmal „nichts mehr zu fürchten gebe“. Ist diese Infantilisierung der Preis der Sicherheit, so wie Nietzsche das sieht, oder, so fragt Schulak, was ist der Geist, dem die Zukunft gehören soll?
Andreas Sönnichsen, Experte für Public Health und evidenzbasierte Medizin, stellt die Frage nach dem eigentlichen Schaden der Krise. Sönnichsen spielt dabei aber nicht die Kosten der Gesundheit mit denen der Wirtschaft aus. „Das wäre moralisch bedenklich“. Dafür aber geht er der Frage nach, wie es denn den anderen Kranken in der Zeit der Krise ging, die nicht an COVID-19 erkrankten. Zu beobachten sei dabei eines: Die Umstellung der Gesundheitssystems auf Covid-19-Krisenmodus ließen immer mehr „Kollateralschäden“ sichtbar werden.weiterlesen