Die Flöte des Unendlichen
Mystische Rezitationstexte aus Ost und West
Produktform: Buch / Einband - flex.(Paperback)
„Die Flöte des Unendlichen wird ohne Ende gespielt und ihr
Ton ist Liebe“, dichtet Kabir, Sohn eines Bramanen und einer
Muslima.
200 Jahre früher schreibt die mittelalterliche Begine Marguerite
Porete von der Liebe: „Sie ist; nichts ist, es sei denn aus ihr“.
Ebenfalls im 13. Jh. hinterlässt uns der chinesische Zenmeister
Daio Kokushi folgende Weisheit: „Es gibt eine Wirklichkeit,
die vor Himmel und Erde steht. Sie hat keine Form, geschweige
denn einen Namen“. Und ein Wüstenvater des 6. Jahrhunderts
sagt: „Die erste Ursache hat weder Figur noch Form. Man kann
über sie nicht sprechen, sie kann nicht mit dem Verstand
begriffen werden“.
Das Unnennbare existiert nur im Nennbaren. Mystikerinnen und
Mystiker unterschiedlichster Traditionen haben zu allen Zeiten
immer wieder versucht, Worte zu finden, für etwas, das nicht
ausgesprochen werden kann. Wer erfährt, möchte das Unsagbare
sagen, möchte die Erfahrung, für die es keine Worte gibt,
in Worte fassen, mitteilen und andere dafür begeistern.
Der Sufimystiker Hafis schreibt: „Ich habe so viel von Gott
gelernt, dass ich mich nicht mehr Christ, Hindu, Moslem,
Buddhist oder Jude nennen kann“. Und die Sufimystikerin
Rabia’a dichtet vom „Schmelzen in Gott“.
Wir haben Gedichte und Texte gesammelt, die über die Konfessionen,
über die Religionen hinausführen, die einfach „Erbe
der Menschheit“ sind. Sie können Räume jenseits aller Worte
eröffnen und so unaussprechliche Erfahrungen vermitteln.
Worte sind nie das Eigentliche, so wie eine spirituelle Übung
selbst nie das Eigentliche ist. Beides sind nur Hinweise auf
dieses „unfassbare Eigentliche“. Der tanzende und dichtende
Rumi sagt: „Der strahlende Eine in mir hat nie ein Wort gesagt“.
Doch Worte wirken. Wie uns viele Kursteilnehmer/innen
berichten, entfalten die vorliegenden Texte vor allem ihre
Wirkung, wenn sie wiederholt laut gelesen werden. Sie sind
freundliche, oft paradoxe – und für manchen den Verstand
verwirrende – Begleiter auf dem spirituellen Weg.
Die vorliegende Sammlung möchte Menschen auf einem
Übungsweg unterstützen und ermutigen, die noch tastend
Suchenden, ebenso wie die Erfahrenen.
Denn immer mehr Menschen erfahren heute, was Mystiker/innen
seit Jahrhunderten deutlich aussprechen.
Wir haben die Texte – entsprechend der Unterschiedlichkeit
unserer spirituellen Arbeit – in die Kapitel Kontemplation
(Weg der christlichen Mystik), Zen (Weg, der seinen Ursprung
im Buddhismus hat), und Die Flöte des Unendlichen eingeteilt.
Im letzteren Teil sind vor allem mystische Überlieferungen aus
anderen spirituellen Traditionen und zeitgenössische Texte
zusammengestellt.
Die Gedichte und Texte sind nach Autoren, manchmal chronologisch,
manchmal thematisch aneinandergereiht, gleich einer
Perlenkette von Tautropfen, die scheinbar aus dem Nichts
entstehen und wieder vergehen, als seien sie nie gewesen.
In dem so schnell vergänglichen Augenblick ihres Daseins
spiegeln sie die Welt in kristallener Klarheit.
Die Texte mögen der Leserin und dem Leser solch ein Spiegel
und eine Motivation auf dem inneren Übungsweg sein.
Beatrice Grimm
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