Die frühen Slawen – von der Expansion zu gentes und nationes Band 2
Produktform: Buch / Einband - fest (Hardcover)
Die slawische Expansion zwischen dem 6. und dem 8. Jh. in Mittel- und Osteuropa - die das Schwerpunktthema der Sektion zur slawischen Frühgeschichte des 8. Deutschen Archäologiekongresses in Berlin (06.-10. Oktober 2014) bildete - wird kontrovers betrachtet. Dieser Prozess betraf nicht nur ein riesiges Gebiet, sondern entfaltete politisch-kulturelle Räume, die bis heute im östlichen Mitteleuropa als Bezugspunkte der kulturellen Identität empfunden werden. Vielfältig ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Problemkreis der
slawischen Expansion. Umstritten sind der Ausgangspunkt, die Zeitverhältnisse und die Art und Weise der Ausbreitung. So wird diskutiert, ob ein Wirtschafts- und Kulturmodell. ob Identitäten, die Sprache oder Gruppen von Menschen wanderten. Handelte es sich in erster Linie um Migrationen oder um einen Transfer kultureller Aspekte in verschiedenen sozialen Milieus?
Die Forschungen der vergangenen Jahre haben byzantinische und awarische wie fränkische und skandinavische Bezugspunkte bei den frühen Westslawen herausgestellt. Entsprechend ist das Vorhandensein einer einheitlichen
frühslawischen Kultur, der Prager Kultur bzw. dem Prager Horizont, hinterfragt worden. Im Norden des westslawischen Raumes stellt sich zudem wiederkehrend die Frage nach Art und Umfang des Kontaktes mit der spätvölkerwanderungszeitlichen Bevölkerung, deren Umfang für die nördlichsten Gebiete unterschiedlich eingeschätzt wird. Eigens erörtert wurde dies auf der Tagung in einem gemeinsamen Panel mit der AG Römische Kaiserzeit im Barbaricum. Bewusst greift das Schwerpunktthema einen weiten zeitlichen Horizont und einen großen, bis in das ostslawische Gebiet reichenden Raum auf, um die ganze Vielfältigkeit eines heterogenen Prozesses zu erfassen, der im 8./9. Jh. in annähernd allen westslawisch besiedelten Gebieten in der Formation politischer Verbände sozial und ökonomisch komplexer Gesellschaften kulminierte. Diese werden als gentes und nationes in den schriftlichen Aufzeichnungen ihrer Nachbarn sichtbar und ihre Herrschaftsstrukturen
zeichnen sich im archäologischen Fundbild u. a. durch die Errichtung von Burgen ab.
Weitere 19 der 36 Beiträge dieser Veröffentlichung (Teilband 2) widmen sich aktuellen Forschungen zur slawischen Archäologie. Es befinden sich darunter kritische Reflexionen der Interpretation von Schriftquellen, wissenschaftsgeschichtliche Arbeiten und die Vorlage neuer Grabungsfunde und -befunde.
(Auszug Vorwort)
INHALTSVERZEICHNIS:
TEIL 2 -ALLGEMEINE BEITRÄGE
Anna Bartrow:
• Die spätslawische Siedlung auf der Klosterhalbinsel von Seehausen in der Uckermark
Sandy Bieler:
• Eine spätslawische Siedlung bei Alt Stassow, Lkr. Rostock
Corina Franke:
• Zeiten des Übergangs - Dynamik und struktureller Wandel im mittelalterlichen
ländlichen Siedlungswesen Nordsachsens
Denny Neumann und Thomas Kinkeldey:
• Die Befestigung der mittelslawischen Burg von Repten (Niederlausitz) - Rekonstruktion, Visualisierung und Analyse
Felix Biermann, Thomas Kersting, Philipp Roskoschinski und Susanne Storch:
• Neue slawenzeitliche Schatz- und Grabfunde von Stolpe an der Oder
Eric Müller:
• Neue Aspekte des Grabbaus auf slawischen Gräberfeldern des Mittelelbe-Saale-Gebietes
Drahomira Frolikova-Kaliszova:
• Ein Gräberfeld des 10. Jahrhunderts aus dem Umfeld der Prager Burg
Bettina Jungklaus:
• Der karantanische Kirchfriedhof von Molzbichl/Kärnten-Ergebnisse der anthropologischen Untersuchung
Jasper von Richthofen:
• Der Hacksilberschatz von Meschwitz und die Oberlausitzer Silberschätze um 1000
Normen Posselt:
• Sonderformen nordwestslawischer Gefäße aus Keramik und Holz
Ottilie Blum:
• Eine kreuzfärmige Fibel von der Hildagsburg bei Wolmirstedt-Elbeu
Philipp Roskoschinski:
• Überlegungen zu Herkunft und Bedeutung des spätslawischen Amuletts von Herzsprung (Uckermark)
Ingo Petri:
• Ein beinernes Schwertgefäßteil des 11. Jahrhunderts aus Hamburg-Zeuge eines Slawenüberfalls?
Normen Posselt:
• Die spätwikingerzeitlichen Schwertortbänder aus Mecklenburg und Vorpommern
Achim Leube:
• Wilhelm Unverzagt und die Prähistorie nach 1945 - die Jahre 1945-1948
Katrin Frey:
• Joachim Otto von der Hagen und Karl Hucke - frühe Forschungen zu den Slawen in der Uckermark
Marcin Woloszyn, Iwona Florkiewicz and Aldona Garbacz-Klempka:
• The "Sphinx of Slav Sigillography" - Dorogichin Seals in their East European Context (a preliminary report)
Stefan Albrecht:
• Vladimir der Heilige und Nebukadnezar- Bemerkungen zu einem typologischen Verständnis des slawischen Pantheons
Günther Bock:
• Das Ende des Abodritenreiches - Helmold von Bosau kritisch hinterfragtweiterlesen
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