Die große Verwechslung
Homosexualität, Transidentität und abweichendes Geschlechterrollenverhalten
Produktform: Buch
Warum werden homosexuelle Männer so oft mit „femininen“ Eigenschaften in Verbindung gebracht? Warum gelten homosexuelle Frauen bei Vielen immer noch als „vermännlicht“? Warum werden Transidentinnen oder biologisch männliche Personen in „weiblicher“ Kleidung und „weiblichem“ Rollenverhalten schnell als „schwul“ eingestuft? Wieso tragen Männer nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit Röcke, wie Frauen Hosen tragen?
Ein der Norm angepasstes Geschlechterrollenverhalten wird mit Heterosexualität gleichgesetzt, ein abweichendes mit Homosexualität. Doch haben Geschlechtsidentität, Geschlechterrollenverhalten und sexuelle Orientierung überhaupt etwas miteinander zu tun? Oder gehen wir hier einer ganz großen Verwechslung auf den Leim?
Viele Menschen ignorieren die fließenden Übergänge sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität und definieren sich über eine eng gefasste Gruppenidentität, die keine Abweichung zulässt. Nicht nur das heterosexuelle, sondern auch das schwule/lesbische Selbstverständnis kann zur dogmatischen „Weltanschauung“ mutieren und zur Diskriminierung oder Ausgrenzung „abweichender“ Orientierungen führen. Dem entgegen stellt AlberTina Lang die Vision einer Freiheit, in der jeder Mensch seine individuelle Form der Identität und Sexualität lebt.
Ausgehend von einer Begriffsklärung und Begriffskritik beleuchtet die Autorin das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Autobiografische Erfahrungen nach ihrem Coming-Out als Transidentin geben den Hintergrund für eine Kritik an der Geschlechterrollenordnung und stellen die Alleingültigkeit des dualistischen Geschlechtermodells in Frage. An zahlreichen Beispielen macht sie die Willkür vieler geschlechtlicher Ein- und Zuordnungen deutlich. Eine Betrachtung der „großen Verwechslung" in den gegenwärtigen Musik- und Jugendkulturen sowie im (Männer-)Fußball mündet in die Frage: Hat sich das traditionelle männliche Rollenbild verschärft? Haben Männer einen Nachholbedarf in emanzipatorischer Rollenüberwindung?
Einige historische Ausführungen untersuchen und kommentieren die Beteiligung bedeutender Sexualwissenschaftler (Ulrich, Hirschfeld, Kinsey, Amendt, Haeberle) an der Entstehung, aber auch der Kritik der „großen Verwechslung". Die Autorin kann viele Fragen klären und einen Kreis schließen zwischen persönlicher Erfahrung und gesellschaftswissenschaftlicher Analyse.
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