Die Hacienda San Gerónimo Yaxcopoil, etwa 33 km südlich der Landeshauptstadt Mérida gelegen, ist im 17. Jahrhundert entstanden. Sie war zunächst wie viele kolonialzeitliche Güter ein Viehzuchtbetrieb, in dem zudem Mais angebaut wurde. Für das Jahr 1864 weist ein Inventar eine Fläche von etwa 100 ha aus, auf denen bereits Agaven zur Herstellung von Hartfasern angebaut wurden. Von der Gesamtfläche, die zum größten Teil aus Niederwald und Buschflächen bestand, waren dies weniger als 1‰. Mit der um 1880 einsetzenden massiven Nachfrage nach der Agavenfaser aus den Vereinigten Staaten wuchs dieser Flächenanteil bis zum Jahr 1907 auf 2.262 ha an. Gleichzeitig erfolgte die Modernisierung der Hacienda, die nun über insgesamt 11.468 ha verfügte. So flossen erhebliche Mittel in den Bau eines neuen Maschinenhauses, in den Erwerb moderner Antriebsaggregate und Entfaserungsanlagen, in den Ausbau eines weiträumigen Feldbahnsystems sowie in die Neugestaltung des Herrenhauses und der Arbeitersiedlung. Auch als agroindustrielles Unternehmen gab die Hacienda die Vieh- und Pferdezucht sowie den Maisanbau nicht völlig auf. Bis zur radikalen Enteignung der Plantagen im Jahr 1937 war Yaxcopoil eine der bedeutendsten Henequén-Haciendas in Mexiko. Die Entfaserungsanlage wurde schließlich 1984 geschlossen.
Neben der Betriebsgröße Yaxcopoils ist die Tatsache ungewöhnlich, daß der gleiche Eigentümer die Hacienda über 50 Jahre lang (1900-1952) leitete. Vermutlich ist auch deshalb ein Teil des Betriebsarchivs noch erhalten, was schon angesichts der klimatischen Verhältnisse auf der Halbinsel überrascht. Es dürfte kaum einen vergleichbar umfangreichen Dokumentenbestand einer anderen Henequén-Hacienda geben. Die Bilddokumentation gilt deshalb auch den Betriebsunterlagen.weiterlesen