Der Film verfügt seit jeher über Ironie – ein Register, über das von der Antike bis heute nachgedacht wird, allerdings meist in Hinsicht auf sprachliche Äußerungen. Verschluckt aber im Kino der Attraktionen – so in The Big Swallow, James Williamson, GB 1901 – ein filmfeindlicher Herr die Kamera oder machen Ernst Lubitschs Stummfilm-Komödien die Uneigentlichkeit ihrer Inszenierungen und Figuren spürbar, dann erschließt sich sofort, dass Ironie durchaus ohne Sprache auszukommen vermag und sich auch visuell mitteilen kann. Ein echtes, bislang kaum untersuchtes Thema für die Filmwissenschaft.
Tauchte Ironie in den letzten Jahrzehnten allenfalls als Topos des Postmoderne-Diskurses auf, so möchte der vorgelegte Band sich mit Blick auf Fälle aus der Breite der Filmgeschichte der ironischen Dimension annähern. Dabei wird neben dem Zusammenspiel von Bild, Ton und Sprache als Ausdrucksformen des Ironischen vor allem die Ironie des Bildes fokussiert: Auf welche Weise können Bilder ‚uneigentlich’, also ironisch rezipierbar werden, wie entsteht visuelle Ironie? Hier kommen die Zuschauer, kulturelle und transmediale Kontexte ebenso wie konventionelle Bild- und Erzählformen als Basis des Ironischen ins Spiel. Und: Wo liegen die Schnittstellen zu Hypertext-Formen wie dem Pastiche, der Parodie oder auch zu Modi des Grotesken, der Komik und der Komödie ...
Der Band geht auf eine internationale Tagung am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich zurück. Er präsentiert eine grundlegende theoretische Perspektive zur Funktionsweise filmischer Ironie und damit verbunden eine Reihe von Fallstudien zu neueren und filmhistorischen Beispielen.weiterlesen