Gustavs Freytags Lustspiel
'In der Stille des Dorfes, unter dem Blätterdach alter Linden kam im Jahre 1852 wieder die Freude an eigener Erfindung. Ich war unter das Völklein der Journalisten gerathen und trug im Herzen die Bilder vieler närrischer Käuze, die ich kennen gelernt. Da machte es sich wie von selbst, daß ich dies Stück Welt, in welchem ich mit Behagen verkehrte, für mein altes Handwerk in Anspruch nahm. Die Vorbilder für die kleinen Typen der Charaktere fand ich überall in meiner Umgebung, auch die Handlung: Wahl eines Abgeordneten, an welcher meine Journalisten sich zu beteiligen hatten, lag sehr nahe. Ich schrieb das Lustspiel ›Die Journalisten‹ in den drei Sommermonaten nieder. [.] Das Stück fand bei den deutschen Theatern schnelle und wohlwollende Aufnahme und die Gunst der Zuschauer ist ihm geblieben.' (Gustav Freytag, Erinnerungen aus meinem Leben)
Die Journalisten zählt zu den erfolgreichsten deutschen Lustspielen nach Lessings Minna von Barnhelm und Kleists Zerbrochnem Krug. Freytag huldigt darin dem von ihm gepflegten und mitbegründeten Realismus als Dramatiker; er bietet damit ein bedeutendes literarisches Dokument zur Entstehungszeit des deutschen Journalismus im 19. Jahrhundert. Ihm gelingt es aber auch, ein Stück zu schaffen, das trotz seiner Zeitgebundenheit erstaunlich ›modern‹ erscheint: 'Wir haben es hier nicht mit einem Zeitbilde allein zu thun, das klar und deutlich, geistvoll und anmutig in Form und Sprache gefaßt ist, sondern mit einem wertvolleren Kern. Über allen zeitlich begrenzten und heute etwas altmodisch anmutenden Inhalt des Stückes geht sein inneres Wesen, seine Seele, die die Spiegelung eines reichen, frohen Gemütes, einer sonnigen, kräftigen Natur ist.' (Paul Legband, 1903)weiterlesen