Humor heißt für mich, sich angesichts ernster Dinge mit Leichtigkeit in die Tiefen des Verstehens zu wagen. Wirklicher Humor entzieht dem Bösen den Boden, auf dem es sich sicher fühlt. Seine Grundlage ist Selbstreflektion: Wer über sich selbst lachen kann, der kann auch ohne Häme mit anderen oder über andere lachen. Humor führt aus den engen Grenzen von Überzeugungen heraus und ist die Voraussetzung für Toleranz. Ohne Humor ist Toleranz ein Erleiden all dessen, was man nicht akzeptieren kann. Humor hilft also, Toleranz in Akzeptanz umzuwandeln. Überzeugungen erschweren und verhindern diese Wandlung. Überzeugungen, die Menschen derzeit allerorten wie Fetische vor sich hertragen, zeugen von manipulierter Selbstunsicherheit. Wenn Humor nicht auf einer guten Selbstwahrnehmung beruht, wenn er sich auf Überzeugungen bezieht, verkommt er in der Regel zu Zynismus. Wer gut austeilen kann, sollte auch gut einstecken können. Wer beides gut kann, ist jemand, der sich selbst nicht so wichtig, aber durchaus ernst nimmt. Er ist gut reflektiert. In meinen Kolumnen versuche ich, all den Widerwärtigkeiten unserer Zeit mit Humor auf den Grund zu gehen, auch wenn mir dabei hin und wieder das Lachen im Halse stecken bleibt.weiterlesen