Die Krise der Expertise
Produktform: E-Buch Text Elektronisches Buch in proprietärem
Der Begriff des Experten hat in politischen Auseinandersetzungen der letzten Zeit einen Wertewandel von der Überhöhung zur Geringschätzung erfahren, die meist von einer Aneinanderreihung unzähliger Beispiele für das Versagen und Fehlverhalten von Fachleuten begleitet wird. In so verschiedenen Zusammenhängen wie dem Brexit, dem Klimawandel oder der Vorsorgeimpfung begegnet man einem spürbaren Misstrauen gegenüber Experten und einer zunehmenden Neigung, ihren Rat in den Wind zu schlagen. Werden wir wirklich Zeugen des «Tod des Experten», oder sind die Klagen über den «Anschlag auf die Wissenschaft» nur eine hysterische Reaktion von Eliten, die sich in ihrem Status bedroht sehen? Was erklärt werden muss, ist für den Soziologen Gil Eyal kein einseitiges «Misstrauen gegenüber Experten», sondern ein janusköpfiges Phänomen: das «pushmi-pullyu» einer nie dagewesenen Abhängigkeit der Politik von Wissenschaft und Expertise auf der einen Seite gepaart mit einer wachsenden Skepsis und Ablehnung gegenüber wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und den Meinungen von Fachleuten auf der anderen Seite. Eyal analysiert den gegenwärtigen Verlust des Vertrauens auf Experten als eine weitere Umdrehung der Spirale eines um sich greifenden, immer wieder von neuem aufbrechenden Legitimitätsverlusts. Die «Verwissenschaftlichung der Politik», vor der kritische Stimmen in den 1960er-Jahren warnten, hat im Gegenzug auch eine Politisierung der Wissenschaft mit sich gebracht. Seither verstärken beide Prozesse einander in einer instabilen, krisenanfälligen Wechselwirkung. Dieses Buch ist von besonderem Interesse für alle, die sich mit der politischen Indienstnahme und Infragestellung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Expertise beschäftigen.weiterlesen
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